“Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr”, besagt ein bekannter deutscher Rumpelreim. Und der könnte
Robert Glasper durch den Kopf gegangen sein, als er dem Branchenmagazin
Billboard kürzlich das Folgende ins Mikrophon diktierte: “Ich bin ganz dafür, das Beste der verschiedenen Genres und verschiedenen Praktiken zu nehmen und es auf eine wirkliche coole Weise zusammenzusetzen.
Quincy Jones hat das 1989 getan. Nun habe ich das Gefühl, dass ich genau das in meiner Ära mache. Dies ist, wenn man so will, mein ‘Back On The Block’-Album.” Was im ersten Moment wie Unbescheidenheit wirken mag, ist tatsächlich nur ein Ausdruck für Glaspers gesundes Selbstbewusstsein. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Musik von “
Black Radio”, dem ersten
Album der Band
Robert Glasper Experiment, in der amerikanischen Musikpresse als “der Sound der Zukunft” gepriesen wurde. Laut eigener Aussage hätte Glasper das Meisterwerk, für das er im Februrar 2013 einen
Grammy erhielt, eigentlich schon 2005 veröffentlichen können. Doch um als Musiker auch wirklich respektiert zu werden, wollte er zuvor erst ein paar
Jazzalben herausbringen. Respekt fliegt dem 35-Jährigen mittlerweile von allen Seiten entgegen – keineswegs nur aus dem Jazzlager. Und mit “
Black Radio 2” sorgt Glasper nun dafür, dass sich daran so schnell auch nichts ändern wird.
Standen auf Glaspers erstem “Black Radio”-Album noch eine Reihe fantasievoller Coverversionen im Fokus (von Mongo Santamarias Klassiker “Afro Blue” über Sades “Cherish The Day” bis zu Nirvanas"Smells Like Teen Spirit"), so verlässt er sich nun selbstbewusst fast ausschließlich auf
Originale. Die einzige Fremdkomposition ist Stevie Wonders “Jesus Children Of America”. Glaspers beeindruckende Gästeliste ist diesmal noch breiter gefächert und reicht von den HipHop-Stars
Common und
Snoop Dogg über Neo-Soul-Größen wie
Jill Scott und
Dwele, die einzigartige
Norah Jones, Rhythm’n'Blues-Sängerin
Faith Evans und den schottischen Shooting-Star
Emeli Sandé bis hin zu
Lalah Hathaway. Dreh- und Angelpunkt sind aber dennoch die exzellenten Musiker der Robert Glasper Experiment, bei denen sich neben dem Leader ganz besonders der ungemein geschmeidige
Bassist Derrick Hodge hervortut. Auf “Black Radio 2” hat Glasper ein faszinierend funkelndes neues Amalgam aus den Elementen aller erdenklichen schwarzen Musikstilarten kreiert. Ganz so wie das einst Quincy Jones auf “Back On The Block” getan hatte.