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Ruen Brothers – 2014

03.01.2014
“Die Leute fragen uns immer, ob wir von der Musikindustrie eingeschüchtert sind”, sagt Henry Stansall lachend. “Ich denke, wenn sie ein paar der Gigs gesehen hätten, die wir gespielt haben, würden sie diese Frage nicht stellen.”
Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Rupert (22) hat Henry (23) die Ruen Brothers aus ein paar der ungesünderen Kneipen von North Lincolnshire zu Beifallsbekundungen von Meinungsmachern wie Rick Rubin, Zane Lowe von Radio One und BBC-Musikchef George Ergatoudis geführt.
Seit das Duo aus Scunthorpe im Januar dieses Jahres seinen Track “Aces” online postete, haben die beiden eine Glückssträhne – und das nicht unverdient: Der Song vereint Stones-artigen R&B mit atemberaubend theatralischen Klängen à la Roy Orbison und wirkt dabei erstaunlich ausgereift für eine so junge Band.
Andererseits spielen Henry und Rupert diese Musik schon seit Jahren – mit Coverversionen von Hits der Hollies, der Everly Brothers und der Beatles verfeinerten sie in Bars vor einem Publikum aus “60-jährigen Damen, die beim Tanzen ihre Kleider auszogen”, und rauflustigen Gästen ihre musikalischen Fähigkeiten.
“Einmal haben wir in diesem Pub voller Bauarbeiter-Typen gespielt, die alle zwei Meter groß waren und aussahen wie Skinheads”, so Henry, Frontmann der Band. “Wir spielten ‚Dream Lover‘ von Bobby Darin, und als ich nach links schaute, stand da dieser kleine Typ, der diesen riesigen Kerl würgte und gegen die Milchglasscheibe drückte. Ich dachte nur, na ja, das ist cool, solange die nicht ins Pub kommen. Aber natürlich mussten sie durch die Scheibe krachen, und dann haben sich ungefähr sechs von ihnen geprügelt, und das Ganze hat sich zu einer ordentlichen Schlägerei entwickelt.”
Natürlich ist nicht jeder Gig so verlaufen. Aber durch Konzerte wie dieses hat die Band einiges gelernt, meint Gitarrist Rupert: “Es hilft dir dabei, zu verstehen, wie großartige Songs geschrieben werden. Du kannst nicht scheiße sein, sonst wirst du nicht bezahlt.”
Henry begann im Alter von zehn Jahren mit der Musik, Rupert schon mit acht. Henrys erste Gitarre war eine schwarze Encore, die ihm sein Vater Dene gekauft hatte, der seinen eigenen musikalischen Höhepunkt erlebte, als er bei "The Great Rock’n’Roll Swindle“ mit den Sex Pistols sang, nachdem Johnny Rotten ausgeschieden war. Da eine Darbietung des Sex-Pistols-Songs “Submission” in ihrer High-School wenig Begeisterung auslöste, stellten sich Henry und Rupert der wahren Herausforderung: die musikdurstigen Fans von Scunthorpe zu unterhalten.
So sehr sie auch die Möglichkeit schätzten, ihre Fähigkeiten auszutesten, fehlte es der Band doch an Gelegenheiten, ihre eigenen Songs auszuprobieren, und so beschlossen die beiden im September, nach London zu ziehen. Während sie in schäbigen Ein-Zimmer-Buden in Finsbury Park hausten, kamen Rupert und Henry zu dem Schluss, dass “die Dinge einfacher laufen würden, wenn wir einfach nur ein oder zwei Sachen richtig gut hinkriegen würden”. Also stürzten sie sich in die Arbeit, schrieben Songs, nahmen sie auf und drehten in Eigenregie das Video zu “Aces”, das den Startschuss für ihre Karriere bedeuten sollte.
Der Song fand den Weg zu Jason Carter, dem Leiter der BBC-Sendung “Introducing”. Er machte ihn bei Radio One zum Track der Woche und ermöglichte es der Band, in diesem Jahr beim Glastonbury-Festival aufzutreten. Als George Ergatoudis dann auch noch tweetete, dass “diese Jungs riesig werden” würden, liefen Henrys und Ruperts Telefone vor lauter Anrufen von Möchtegern-Managern heiß.
Trotz allem gehen die Jungs locker mit dem Trubel um. Dabei können Tracks wie “Hold Me Tight” und “Walk Like A Man” ihre Chance, für die Beatmusik der frühen 60er Jahre genau das zu tun, was Jake Bugg erst kürzlich für Skiffle getan hat, nur steigern.
“Wir halten das aus, wir haben ein paar der übelsten Auftritte hinter uns”, so Henry. “Ich denke, wenn man in einer Kleinstadt wie Scunthorpe aufwächst, lässt man sich nicht von irgendwelchen Szenen beeinflussen, sondern macht einfach, worauf man Lust hat, ohne sich Gedanken über den Rest zu machen. Ich glaube, das ist eine ganz gesunde Art, aufzuwachsen.”
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