Santana | Biografie

Santana – Africa Speaks – Bio 2019

Gitarrenlegende Carlos Santana und seine Band erkunden auf dem neuen Album die Sounds und Rhythmen des afrikanischen Kontinents: Durchweg unterstützt von der spanischen Sängerin Buika, haben sie zusammen mit Producer-Ikone Rick Rubin innerhalb von 10 Tagen sage und schreibe 49 Songs aufgenommen, deren Essenz im Juni auf dem neuen Album Africa Speaks erscheint.
Obwohl Carlos Santana die Musiklandschaft des letzten halben Jahrhunderts mit seiner unverwechselbaren Fusion von Rock, Latin und Jazz geprägt hat wie kaum ein anderer, ist er noch nie so weit gegangen, so tief in eine Tradition eingetaucht wie auf seinem kommenden Album Africa Speaks, das am 7. Juni 2019 bei Concord Records erscheint. Inspiriert von den Rhythmen und Klängen des titelgebenden Kontinents, hat der Gitarrenvirtuose, der schon 1998 in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, eines der aufregendsten und bahnbrechendsten Alben seiner Karriere aufgenommen. Vorbestellungen des neuen Albums sind bereits möglich.
Es handle sich um ganz zentrale Einflüsse, die auf Africa Speaks zu hören sind, so Santana. „Das ist eine Art von Musik, die mir so viel bedeutet und mit der ich schon so lange vertraut bin“, holt der 71-Jährige aus. „Diese Rhythmen und Grooves, die Melodien aus Afrika haben mich schon immer begleitet und inspiriert. Sie sind Teil meiner DNA. Wenn man viele Dinge aufgreift und zusammenbringt, viele Einflüsse einbezieht, nennt man das wohl Recherche. Eine Erkundung. Und ich habe mich daran gemacht, dieses Mal die wunderschöne Musik des afrikanischen Kontinents zu erkunden. Die Musiker von dort haben eine ganz eigene Wellenlänge, auf der sie operieren. Und es ist schon lustig, denn wenn ich in Afrika auftrete, dann fragen die Leute immer ganz verdutzt, ‘Wie kommt es, dass du unsere Musik so gut kennst?’ Worauf ich nur sagen kann: ‘Wie könnte ich nicht mit dem vertraut sein, was ich liebe?’“
Um dem Tiefgang und dem Ausmaß dieses Projekts gerecht werden zu können, stand für Carlos Santana schon frühzeitig fest, dass er die Aufnahmen mit einem Produzenten machen musste, der eine genauso unkonventionelle Herangehensweise hat wie er selbst – und so fiel seine Wahl auf Studio-Ikone Rick Rubin. „Wir hatten uns noch nicht mal die Hände gegeben, da sagte ich schon zu mir: ‘Das hier wird ihn auf jeden Fall komplett umhauen’“, erinnert er sich. „Ich wusste schließlich, dass er noch nie etwas Vergleichbares gemacht hatte.“ Als sich Rubin schließlich die Demos anhörte, griff er in der Tat sofort zum Telefon: „Er rief sofort an und sagte nur: ‘Diese Songs sind wie Portale ins Bewusstsein anderer Menschen’“, erinnert sich Santana.
Der Gitarrist und seine achtköpfige Band (zu der auch seine Frau Cindy Blackman Santana gehört – sie sitzt hinter dem Schlagzeug) schlugen wenig später in Rubins eigenen Shangri La Studios in Malibu auf, wo sie binnen gerade mal 10 Tagen, die ausgelassener und produktiver nicht hätten sein können, eine unglaubliche Vielzahl von Songs aufnahmen – etliche davon in nur einem einzigen Take. „Also ich will ja nicht angeben oder einen auf dicke Hose machen“, holt Santana aus, „aber ja: wir haben 49 Songs in diesen 10 Tagen aufgenommen. Wahnsinnig dynamische, ausgelassene, energiegeladene afrikanische Songs, die mich bewegt, mich inspiriert haben. Wäre jemand wie Miles Davis oder John Coltrane anwesend gewesen und hätte gesehen, wie diese Stücke entstanden sind, hätten sie wohl gesagt, ‘Verdammt noch mal, wie hast du das denn gemacht?’“
Rick Rubin war offensichtlich der perfekte Partner für die Sessions. „Er war so unglaublich einfühlsam, so unaufdringlich. Sein Geist hat sich uns nie in den Weg gestellt, weil er einfach an den Prozess geglaubt und verstanden hat, dass ich die Leute dieses Mal ganz anders zum Tanzen bringen wollte, dass die Musik ihnen ein vollkommen anderes Gefühl geben sollte.“
Ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Africa Speaks spielte die spanische Sängerin Buika, die durchweg für die Leadvocals verantwortlich ist. „Die Leute werden echt umgehauen sein, wenn sie ihre Stimme hören“, ist sich Santana sicher. „Sie ist wie Nina Simone, Etta James, Tina Turner, Aretha und noch ein paar andere – in Personalunion!“ Der Gitarrist und Bandleader war genau genommen dermaßen begeistert von den Arbeiten der Latin-Grammy-Gewinnerin, dass er ihr auch das Schreiben der Songtexte übertrug. „Mir gegenüber hat sie gesagt: ‘Ich habe die Texte und die Melodien so geschrieben wie noch nie zuvor. Ich hab dabei gelacht – und geweint! Beides! Ich war wie besessen, weil ich mich in Regionen bewegt habe, die ich vorher noch gar nicht kannte.’ Meine Reaktion darauf war einfach nur: ‘Yeah! Wenn du schon solche Gefühle hast, was glaubst du, was diese Songs erst mit den Zuhörern machen werden?!’“
Das Album Africa Speaks entfaltet sich als schlüssiges, mitreißendes und ekstatisches Ganzes – angefangen beim ansteckenden Titelsong, bei dem bereits Santanas schonungslos-schillerndes Gitarrenspiel den Ton angibt, sich verliert im euphorischen Tanz mit Congas, Klavier und Chören.  
Auf dem rasanten „Batonga“ liefert sich der Gitarrist eine wilde Jam-Session mit der Hammondorgel von David K. Mathews – ein Zusammenspiel, das ganz klar an die Anfangstage dieser Band erinnert. „Bei dem Song meinen wir es auf alle Fälle ernst, er kommt mit Kriegsbemalung daher!“, sagt auch Santana. „Er wirkt Wunder gegen Trägheit und Selbstgefälligkeit, gegen diesen Trübsinn, der sich manchmal ausbreitet. Er steckt einen sofort an, reißt einen mit und führt dazu, dass man sich die Ärmel wieder hochkrempelt und andere Leute um sich versammelt, um gemeinsam den Himmel auf Erden zu gründen.“
„Oye Este Mi Canto“ beginnt ganz geschmeidig und verführerisch, wenn Buikas magische Stimme den Bass von Benny Rietveld umspielt. Doch während der Funk-Groove immer satter wird, entfacht Santana schließlich ein lichterloh brennendes Voodoo-Gitarren-Feuerwerk. „Tja, das ist nun mal nicht Hollywood oder Palo Alto“, sagt er. „Es ist afrikanische Musik. Es ist das, was Jerry Garcia oder Michael Bloomfield hätten hören müssen, denn sie hätten gesagt: ‘Davon will ich auch etwas in meinem Sound!’ Nun, es schlummert in einem.“
„Manche Songs haben diese Wucht, wie fürs Stadion gemacht“, findet der Gitarrist. „Wie bei ‘We Will Rock You’ oder ‘Start Me Up’, es gibt nun mal gewisse Songs, die diese Eigenschaft haben.“ Besser kann man ein Stück wie „Yo Me Lo Meresco“ tatsächlich nicht beschreiben, denn hier ist gerade die Spanierin Buika in absoluter Stadion-Bestform, wobei auch Santana ihr in nichts nachsteht – wenn er drei Minuten lang einfach alles rausholt aus den sechs Saiten, die ihn nun schon sein ganzes Leben begleiten. Man könnte seinen Kommentar bezüglich dieser Stadiontauglichkeit dabei durchaus auch auf „Breaking Down The Door“ beziehen, einen verspielten Song mit viel Sexappeal, der in den kommenden Jahren bestimmt auf keinem Konzert fehlen wird: Santanas Solo schlängelt sich verführerisch um die Melodien von Mathews, während sich Bläser, wilde, ekstatische Percussions und Gesang zusammentun, um dem Begriff „Feelgood“ eine ganz neue Dimension zu geben…
Im Verlauf des Albums finden sich etliche weitere Highlights: „Blue Skies“ zum Beispiel, das mit Background-Vocals der britischen Sängerin Laura Mvula daherkommt, ist ein massiver Jazz-Rock-Rundumschlag, der majestätisch übergeht in das Funk-Lehrstück „Paraisos Quemados“, womit Santana & Co. noch einmal zeigen, wie perfekt sich Rietvelds Bass-Spiel und die samtenen Gitarrenparts des 71-Jährigen ergänzen.  
Seine unverwechselbaren (Wah-Wah-)Soloeinlagen lässt er über dem satten Fundament von „Los Invisibles“ genauso aufsteigen, wie auch über dem luftig-tanzbaren „Luna Hechicera“, bei dem Cindy Blackman Santanas Schlagzeugspiel von Percussion-Maestro Karl Perazzo ergänzt wird. Weitere Beispiele für den Sog, den dieses Rhythm-Section-Dreamteam auslösen kann, sind das energiegeladene „Bembele“ oder auch die eleganten Grooves von „Mientras Tanto“, bei dem Carlos Santana auf Call-and-Response-Gesänge setzt, wenn er sich mit den Background-Vokalisten Ray Greene und Andy Vargas am Mikrofon abwechselt.
Seinen Höhepunkt erreicht Africa Speaks mit dem von Kuhglocken vorangetriebenen „Candombe Cumbele“, einem epischen Finale, bei dem nicht nur Cindy Blackman Santana ihr magisches Schlagzeugspiel auspackt und Buika einen hochfliegenden Refrain beisteuert, denn Carlos Santana selbst stellt sogar die Wahrnehmung von Raum und Zeit auf den Kopf, indem er jeden Winkel seines Instruments auslotet – ein grandioser Schlusspunkt für einen wirklich unvergleichlichen Trip.
„Wie verzaubert und gebannt waren wir in dem Moment, den wir mit diesem Song eingefangen und eingefroren haben“, sagt der Gitarrist. „Es gibt bestimmte Künstler, Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan zum Beispiel, die verwandeln sich in echte Naturgewalten, wenn sie erst mal loslegen. Als ob man einen Wirbelsturm beobachten würde, der auf einen zugerollt kommt. Und genau das macht auch diese Musik: Das Metaphysische wird physisch, greifbar, und um das zu bewerkstelligen, darf man keine Angst davor haben, verzaubert zu sein, sich selbst und andere für den Moment zu verhexen.“
Aus den 49 Tracks, die sie in jenen 10 Tagen im Studio in einer einzigen langen Marathon-Session eingespielt hatten, hinterher jene 11 Stücke auszuwählen, die aufs Album kommen sollten, war alles andere als leicht – nur darf man andererseits auch nicht vergessen, dass Santana inzwischen mehr als 50 Jahre Erfahrungen mit solchen Dingen hat. Auch deshalb ist das daraus resultierende Africa Speaks-Album ein dermaßen kondensiertes und schlüssiges Werk, das ab sofort zu den größten und wichtigsten seiner Karriere zählen darf.
„Dieses Album musste einfach genauso entstehen“, sagt er abschließend. „Es war wie ein Geschenk des Himmels. Ein Geschenk an uns, das wir weiterreichen sollten an die Menschen. Wir machen ein Statement für das Leben der Menschen, und dabei kommen so viele unterschiedliche Gefühle und Stimmungen ans Tageslicht… Es geht um Humor, um Schönheit, um Anmut, um das menschliche Dasein ganz allgemein. Und wir freuen uns jetzt schon darauf, dieses Album im nächsten Jahr live auf Tour zu präsentieren.“
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