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Die Donots über The Living End: “Die können spielen – wir nicht”

The Living End
03.06.2009
Die deutschen Punkrocker von den Donots sind wie viele andere Musikhörer in Deutschland auch riesige The Living End-Fans. Im Rahmen des Auftakts ihrer Festivaltour in Darmstadt redeten Guido, Ingo und Jan-Dirk über ihre Liebe zu den Australiern.

Der erste Donot, der mit The Living End in Berührung kam, war Gitarrist Guido: „Ein Freund von mir, der auch viel Punkrock hört, kam damit irgendwann mal um die Ecke.: ‚Hey Guido, kennst du die Band schon?‘  Der hatte das erste Album, damals noch in dem orangen Vinyl, was ja auch schon geil aussieht. Auf jeden Fall, er macht die an – und dann war alles zuende bei mir. Ich dachte nur ‚Wow, was ist dat denn?‘ Seither haben sie mich.“

1999 trafen die Donots auf dem Bizarre Festival dann zum ersten Mal auf The Living End. Während die Ibbenbürer Punkrocker eine Autogrammstunde gaben, sahen sie sich neugierig den Soundcheck der Australier an. Leider konnten sie damals den Auftritt nicht live mit erleben: Zur gleichen Zeit gaben sie im Backstage-Bereich Interviews, wobei die Blicke häufig vom Interviewer weg auf einen Monitor wanderten, auf dem der Gig übertragen wurde.

Auch der Rest der Band war begeistert von der wilden Show des Trios und das nachfolgende Album „Roll On“ wurde auf den nächsten Touren intensiv gehört und zog auch Sänger Ingo und Bassist Jan-Dirk in seinen Bann. „Ich fand es total unglaublich, wie vielseitig die Platte ist“, erinnert sich Ingo. Besonders beeindruckt hat ihn, „wie viele verschiedene Stilrichtungen von Rock’n’Roll bis Punk die Jungs auf der Platte abgefrühstückt haben, ohne den roten Faden zu verlieren. Das ist für mich auch bis heute immer noch das Masterding von denen.“

Jan-Dirk ist seither „stetiger Fan“ von The Living End.  Er liebt alle Platten, vom neuen Album „White Noise“ ist er derzeit besonders begeistert. „Den Vorgänger ‚State of Emergency‘ habe ich zwei Wochen am Stück nur gehört und dann aber abrupt gar nicht mehr. Mit ‚White Noise‘ ist das anders – die findet seit Monaten immer wieder den Weg in meinen CD-Spieler.“

Auf jeden Fall findet er The Living End „absolut geil“. Er flog sogar 2006 nach London, um die Band im Vorprogramm von Less Than Jake und Dropkick Murphys in der legendären Brixton Academy zu sehen. „Ich bin viel zu spät gekommen und sollte eigentlich auf der Gästeliste stehen, aber die hatten meinen Namen falsch geschrieben. Ich war total aufgeregt und meinte, es geht doch gleich los, was die an der Kasse gar nicht verstehen konnten: ‚Nö, das dauert noch bis zu den Dropkick Murphys‘ – ‚Nein, nicht die – ich bin doch wegen The Living End da!‘ Dann bin ich rein, und es ging gerade mit ‚Roll On‘ los. Die haben da zwar nur ne halbe Stunde gespielt, aber es war eines der besten Konzerte meines Lebens!“

Nicht so viel Glück hatte er, als er für seine Band eine größere Bestellung an Merchandising-Artikeln in Australien aufgab. „Da hat uns der Zoll erwischt und wir mussten 70 Euro nachzahlen!“ Als er dann aber endlich die heiß ersehnte Ware in der Hand halten konnte, wusste er, dass es sich gelohnt hat: „Ich hätte da auch 500 Euro gezahlt, um die Sachen zu bekommen. Das ist einfach eine Band, wo es mir das wert wäre.“ Sänger Ingo wirft grinsend ein: „Eigentlich müsste Chris Cheney uns die Zollgebühren zurück zahlen!“

Apropos Chris Cheney – was hält eigentlich Donots-Gitarrist Guido von seinem australischen Kollegen? „Das ist der größte Arsch überhaupt“, meint er neidisch und blickt in die Gesichter seiner lachenden Bandkollegen. Dann fügt er ehrfurchtsvoll hinzu: „Das ist für mich wirklich der König in Sachen Rockgitarre!“
Ja, Rock. Während The Living End früher für eine Mischung aus schnellen Psychobilly-Rhythmen mit anderen Stilrichtungen standen, haben sie sich seit ihrer Gründung 1994 stetig weiter entwickelt und sind experimentierfreudiger geworden – eine ähnliche Entwicklung wie bei den Donots, die auch schon seit über 15 Jahren die Bühnen unsicher machen. Sänger Ingo sieht noch weitere Parallelen. „Vor allem auch in der Kompaktheit der Songs. Auch wenn die mit drei Leuten natürlich ein anderes Songwriting haben als wir mit fünf,  im Grunde ist jeder Song von The Living End wie jeder von den Donots ein Popsong mit einem nach vorne gelehnten Energiekörper. Die haben sehr viel Dampf und die Melodien sind so saupräzise bei den Jungs, das ist der Wahnsinn“, schwärmt er. „Ja, die können spielen – wir nicht“, fügt Guido eifrig hinzu und grinst.

Gemeinsamkeiten erkennt Ingo auch in den Liveshows der beiden Bands. „Die schwitzen und bluten genau so gerne wie wir. Das ist wirklich so, dass die jede Minute, die die auf der Bühne stehen, wirklich genießen und auskosten. Die sind dankbar über jede Show, die sie spielen können.“

Schweißtreibende Konzerte, dafür stehen hierzulande an der Spitze Die Toten Hosen. Beide Bands haben die Düsseldorfer bereits supportet und sind auch auf der anstehenden „Machmalauter“-Tour erneut dabei. The Living End haben zuletzt vor über zehn Jahren mit den Hosen zusammen gespielt. Hat Sänger Ingo, der auch schon Campino bei einzelnen Songs auf der Bühne vertreten hat, Tipps an seine australischen Kollegen, wie sie mit dem Publikum umgehen sollen?

„Das wissen die Jungs selbst am besten. Normalerweise gibt es ja viele Bands, die es nicht so einfach haben mit dem Hosen-Publikum. Aber The Living End spielen so frontal mit Energie und Druck ins Publikum rein, dass du gar nicht mehr daran denkst, dass du eigentlich ‚Hosen, Hosen, Hosen‘ rufen wolltest.“ Lachend fügt er hinzu: „Wenn die Hosen mal wieder in Australien spielen, dann sind die wohl die Vorgruppe von The Living End. Da müssten wir eher denen ein paar Tipps geben.“

Das stimmt wohl. In Down Under füllen The Living End mittlerweile ähnlich große Hallen wie hierzulande die Jungs um Campino. Aber wäre das nicht auch etwas für die Donots, mal The Living End auf einer Australien-Tournee zu begleiten? „Saugerne.“ Bassist Jan-Dirk ist sofort von der Idee begeistert. „Da würde ich alles stehen und liegen lassen. Ich würde auch allein da hinfahren, um die zu supporten. Da wär mir alles egal.“

Auch Ingo gefällt die Idee, er hat aber noch eine weitere: So würde er gerne die Tour noch durch Japan verlängern, wo beide Bands bereits beachtliche Erfolge feierten. Immerhin haben die Donots dort ähnliches bereits mit den The Living End-Kumpels von ‚Bodyjar‘ getan: „Australier sind einfach ein saucooles Volk – mit denen mag man sich gerne umgeben.“
(Interview: Florian Surek)

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