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Till Brönner – Rio

17.09.2008
Till Brönner, Deutschlands Jazzmusiker erster Kategorie, ist zurück. Zurück von einer musikalischen Reise in eine Stadt, die wie keine andere für Musik und “Saudade” steht, jenes besondere Lebensgefühl zwischen Melancholie und Euphorie: Rio de Janeiro.
Es ist eine echte Liebesbeziehung, die Brönner seit geraumer Zeit fast heimlich unterhält. Und doch: ob bei Konzerten, CD-Projekten und nicht zuletzt Brönners extrem erfolgreicher Radiosendung, die Bossa Nova war immer hörbar mit im Spiel. Und wie es so ist mit leidenschaftlichen Liebesbeziehungen, man laboriert daran nicht selten ein Leben lang herum, bis es früher oder später zur finalen Gegenüberstellung kommt. 
Drei Wochen dauerte Brönners musikalischer Aufenthalt in einem der geschichtsträchtigsten Aufnahmestudios von Rio de Janeiro, das bereits Musikikonen wie Antônio Carlos Jobim, João Gilberto oder auch Caetano Veloso zur musikalischen Geburtsstätte gereichte.  Das Ergebnis ist so naheliegend wie ergreifend: “Rio”.
 
“Rio” markiert die Ankunft des Trompeters, Sängers und Jazzweltbürgers Till Brönner auf der ganz großen Bühne. Hier taucht er ein in die pulsierende Sinnlichkeit der brasilianischen Musik und verhilft großen Schätzen einiger der berühmtesten Songwriter Brasiliens wie Antônio Carlos Jobim, Chico Buarque und João Donato zu neuem Glanz.
 
Doch Brönner wäre nicht Brönner, wenn er dabei nicht, wie eigentlich immer, einen beeindruckenden Schritt weiter gegangen wäre. Er verschickte Einladungen an Künstler unterschiedlichster Sparten und schlug vor, sich gemeinsam einer der schönsten musikalischen Errungenschaften Südamerikas zu nähern.
 
Das Echo war überwältigend. Brönners Gaststars auf “Rio” sind allesamt Weltklasse und unterstreichen Brönners Status als herausragende musikalische Stimme seiner Generation: New-Wave-Queen Annie Lennox, Sängerin/Songschreiberin Aimee Mann, die brasilianischen Musiklegenden Sérgio Mendes und Milton Nascimento, die US-Sängerin Melody Gardot und ihre junge brasilianische Kollegin Vanessa da Mata, Luciana Souza – Tochter von Walter Santos (einem der musikalischen Wegbereiter der Bossa Nova) und nicht zuletzt Jazzcrooner Kurt Elling, dessen Liebe zur Musik Brasiliens sich auf “Rio” als echte Offenbarung entpuppt. Das musikalische Fundament des Albums legt ein brasilianisches Quintett, dem unter anderem der Gitarrist Marco Pereira und der Perkussionist Marcos Suzano angehören. Organist und Pianist Larry Goldings unterstützt Brönner wie bei “Oceana” auch dieses Mal mit sicherem Gespür für Geschmack und Ästhetik.
 
Wie viele Jazzmusiker verliebte sich Till Brönner schon in jungen Jahren in die Bossa Nova: “Es war so ähnlich wie bei meiner ersten Begegnung mit dem Bebop. Ich dachte: ‘Das ist etwas wirklich Besonderes… diese Musik ist sehr sinnlich und sexy.’” Mit seinen Mitmusikern hebt er gerade diese Qualität bei verschiedenen Jobim-Standards hervor. Die wehmütige Ballade “Once I Loved” singt die Oscar-nominierte Grammy-Preisträgerin Aimee Mann in ihrem coolen, aber delikaten Stil, der perfekt in dieses musikalische Ambiente paßt. Sérgio Mendes, der – so wie Till Brönner heute – mit seinen Chartstürmern von Brasil ’66 in den 60ern erfolgreich die Welten von Pop und Jazz vereinigte und noch heute mit dem Album “Timeless” den Dauerbrenner Bossa Nova feiert, ist überraschenderweise nicht als Pianist, sondern als einfühlsamer Sänger mit dem Jobim-Klassiker “Ela é carioca” zu hören. Till Brönner selbst singt in “Só danço samba” erstmals portugiesisch, und das so selbstverständlich, daß man fragen möchte, warum er dies nicht längst auf Vorgängeralben tat. Eine eindringliche Instrumentalversion von der nur selten aufgenommenen Jobim-Komposition “Lígia” bläst Brönner auf der Trompete, daß man meint den Text deutlich zu vernehmen. Zwei weitere Album-Highlights stammen aus der Feder eines anderen klassischen brasilianischen Songwriters: João Donato. Zunächst singt Till “Café com pão”, dann präsentiert er zusammen mit Luciana Souza und Larry Klein in swingendem, wortlosem Gesang “A rã” (“Der Frosch”), einen Kulthit der internationalen DJ- und Groove-Szene. Paulinho da Costa, Percussion-Superstar der LA-Studio-Szene mit brasilianischen Wurzeln, steuert hier einen unvergleichlich energetischen Rhythmus bei, dem man sich schlicht nicht entziehen kann.
 
Zeitgenössisches brasilianisches Repertoire bietet Brönner mit “Mistérios” (“Geheimnisse”), einem Lied, das die Sängerin und Komponistin Joyce gemeinsam mit Maurício Maestro geschrieben hat. Für das faszinierende Stück konnten Annie Lennox und Milton Nascimento gewonnen werden. Die beiden Legenden, die vollkommen unterschiedliche Musikstile repräsentieren, hatten sich nie zuvor gesehen, geschweige denn zusammen gesungen. Der Erfolg ihrer ersten Zusammenarbeit ist ein Beweis für die verbindende Qualität dieses Albums, das leichten Fußes musikalische Grenzen überschreitet. Produzent Klein übersetzte den Text des Songs und auch jene von “Tarde” und “Alta noite” für das Album aus dem Portugiesischen ins Englische. “Tarde” singt wieder Milton Nascimento, diesmal im Duett mit Grammy-Preisträgerin Luciana Souza aus São Paulo. In “High Night” (“Alta noite”) glänzt Melody Gardot, die derzeit mit ihrem Debütalbum international Erfolge feiert und als eine der meistversprechenden jungen Stimmen in Pop und Jazz gilt.
 
“Mit diesem Projekt ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen”, erinnert sich Till Brönner an die Aufnahmen. “Es war eine fantastische Erfahrung in diesem beeindruckenden Land Musiker dieser Qualität zu treffen und mit ihnen zu musizieren. Man ist mir mit einer Freundlichkeit und Offenheit entgegengetreten, die ich nie im Leben erwartet hätte – und das hat mich beflügelt, mir Mut gemacht einzutauchen und mich fallen zu lassen.”
 
“Als wir Kontakt mit Annie Lennox, Aimee Mann oder auch Kurt Elling aufnahmen, war sofort zu spüren, welches gewaltige Ansehen brasilianische Musik bei Künstlern weltweit genießt. Es gibt praktisch keinen, der abwinkt und die Nase rümpft – im Gegenteil! Das hat unsere ohnehin starke Motivation schlagartig verdoppelt. Als dann noch Sérgio Mendes und Milton Nascimento zusagten, war klar, daß wir uns hier auf dem richtigen Pfad befanden.”
 
Till Brönner gelingt auf “Rio” etwas Wunderbares. Er schafft es als erfahrener Gastgeber Künstler unterschiedlichster Couleur mühelos um einen Tisch zu versammeln. Die Trompete ist dabei seine wichtigste Stimme. Sie weiß um ihre Rolle, deutet stets in die richtige Richtung und verleiht “Rio” die typisch Brönnersche Handschrift.  Dazu hat sein derzeitiger Produzent Larry Klein entscheidend beigetragen. Der mehrfach mit Grammys ausgezeichnete “Mann fürs Feine” (erst kürzlich für die Produktion von Herbie Hancocks “River – The Joni Letters” in der Kategorie “Album of the Year”) bringt immense Erfahrung als Jazzmusiker und -produzent (Joni Mitchell, Holly Cole, Madeleine Peyroux, Sheryl Crow, Walter Becker) mit ein und stellt Brönner den Raum zur Verfügung, den ein Instrumentalist seiner Klasse benötigt, um an sein innerstes Seelenleben heranzukommen. Ein geeigneteres Terrain als die Bossa Nova hätte man hierfür sicher nicht wählen können…
 
“Rio” ist sowohl als normale CD und Doppel-Vinyl erhältlich. Darüber hinaus gibt es noch eine Special Edition, die neben der Audio-CD eine Bonus-DVD mit der rund 24minütigen Dokumentation “Till in Rio” sowie diverse Fotogallerien enthält.

Mehr Informationen zu Till Brönner finden Sie auf der:
JazzEcho Artistpage
Offiziellen Till Brönner Webseite

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