Einem Kontrastprogramm hat sich Till Brönner in den letzten Wochen ausgesetzt. Weniger musikalisch als geografisch allerdings, denn während er noch vor wenigen Wochen im sonnigen Rio de Janeiro sein kommendes Album “Rio” (erscheint im September) aufnahm, setzte er sich letzten Sonntag dem weniger freundlichen Berliner Wetter aus und präsentierte auf dem Gendarmenmarkt, vor dem festlich beleuchteten Konzerthaus und einigen Tausend Zuschauern, einen Abend unter dem Motto “Classics Of Jazz”.
Was sein kommendes Albumprojekt und das Berliner Konzert verbindet, ist die Mitwirkung internationaler Gaststars, eine Tradition, die Brönner bereits auf seinen Alben “Oceana” und “The Christmas Album” praktiziert hat. Bei den “Classics Of Jazz”, die Brönner moderierte und zusammen mit Dirigent Chris Walden auch musikalisch leitete, war dann auch fast die gesamte Garde seiner “Christmas Album”-Gaststars live zugegen: Curtis Stigers, Frank McComb und die New York Voices. Hinzu kamen zwei Künstler für die Brönner Alben produziert hat: Thomas Quasthoff und Frank Chastenier, sowie die Berliner Schlager- und Jazz-Legende Paul Kuhn. Trotz heftiger Regenschauer in der zweiten Konzerthälfte ließ sich das Berliner Publikum die Laune keinesfalls verderben und goutierte das Programm mit heftigem Beifall, das nicht zuletzt auch Brönners Moderationstalent gegolten haben dürfte.
Auf seinem in zwei Monaten erscheinenden “Rio”-Album scheint dann musikalisch wohl eher die Sonne, obwohl Brönner ankündigt, die “Freuden und Schmerzen des Lebens” durch die Brille der brasilianischen Musik betrachten zu wollen, die sich ja bekanntlich für seelenvolle Äußerungen hervorragend eignet. Wie in Berlin unterstützen ihn auch in Rio internationale Stars, unter anderem Annie Lennox, Milton Nascimento, Aimee Mann, Sergio Mendes und die Newcomerin Melody Gardot. Im Jahr des fünfzigsten Bossa-Nova-Jubiläums spielt Brönner, der auf vorangegangenen CDs schon hier und da seine Affinität zu brasilianischer Musik verriet, jetzt erstmal ein ganzes Album mit Songs des Genres ein, u.a. aus der Feder von Meistern wie Antonio Carlos Jobim, Chico Buarque und Joao Donato. Produzent ist, wie beim vorletzten Brönner-Werk “Oceana”, der Amerikaner Larry Klein, der bei den diesjährigen Grammy-Awards den “Album Of The Year”-Preis für “River: The Joni Letters”, Herbie Hancocks Tribut an Joni Mitchell, entgegennehmen konnte.