Trude Herr | Musik | Ich bin eine Frau von Format

Ich bin eine Frau von Format
Ich bin eine Frau von Format
VÖ: 15. Februar 2011
Trude Herr

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Produktinformation

Trude Herr war die kölsche Komikerin vom Dienst, mehr als eine Ulknudel, ein Unikum in der Kölner Theaterszene der 1950er und deutscher Lustspielfilmstar der 60er Jahre, danach Theater-Macherin. Kompromisslos, unbeugsam, mit Herz und Schnauze wurde sie zur Kultfigur des Kölner Karnevals. Am 16.03. ist der 20. Todestag der Sängerin und Schauspielerin. Die wichtigsten Stationen ihrer Karriere als Sängerin beleuchtet die brandneue Kopplung “Ich bin eine Frau von Format”.

Vor einigen Jahren erklärten Wissenschaftler die Schokolade zum besten Ersatz für Sex, denn angeblich kurbelt das Essen von Schokolade Glückshormone im Körper an, die sonst nur beim Sex freigesetzt werden. Tja, das ahnte Trude Herr schon 1960, entschied sich mit “Ich will keine Schokolade” aber klar dagegen. Sie wollte keine Schokolade, sie wollte “lieber einen Mann, lieber einen, der sie küssen und um den Finger wickeln kann.” Recht hatte sie, denn Sex ist besser als Schokolade, macht schlank, schützt vor Herzinfarkt und Depressionen und überhaupt. Also brachte ihre Adaption des Rock´n´Roll-Songs “Percolator, Percolator” (Kaffeemaschine, Kaffeemaschine) Trude Herr auch den Durchbruch in die erste deutsche Schlager-Liga und wurde zur Hymne des Kölner Karnevals. Zum Bravo-Girl wählte man sie nicht. Aber Format, ja das hatte Trude Herr! Deshalb trägt eine neue Gedenk-Compilation zu ihrem 20. Todestag den Titel ihres Songs “Ich bin eine Frau von Format” von 1963: “Von mir gibt es kein Duplikat, ja vor mir zieh´n die Herrn die Melone, und man sagt ich bin gar nicht so ohne, denn mein Herz das hat 20 Karat.”

So beschaulich wie man sie auf der Bühne, im Kino und im Fernsehen sah, ging es im echten Leben der Trude Herr eigentlich nie zu: Ihr Vater, KPD-Mitglied, war während des Nationalsozialismus fast durchgehend inhaftiert. 1943 ausgebombt, floh die Familie ins hessische Ewersbach, zog 1945 zurück nach Köln. Trude Herr arbeitete in der Anzeigenabteilung der “Volksstimme”, bevor sie 1946 Statistin an einer Aachener Wanderbühne wurde, 1948 kleine Rollen am Kölner Millowitsch Theater erhielt, 1949 mit ihrem Mentoren Gustav Schellhardt die Kölner Lustspielbühne gründete und damit im selben Jahr pleite ging. Sie wurde Barfrau im Kölner Gay-Lokal “Barberina”, um die Miete zu bezahlen. Aus dem Underground schaffte Trude Herr es zur Mitte der 1950er zur Büttenrednerin. Das Publikum liebte sie, die Offiziellen weniger. Als das Festkomitee ihr eine kritische, boshafte Büttenrede verbot, war der bürgerliche Kölner Karneval vorläufig für sie gestorben. Aus der Lokal-Liga schälte sich die Darstellerin in der Karnevals-Saison 1957/58 mit ihrem ersten hochdeutschen Solosketch, landete daraufhin bei Willi Schaeffers Tingel-Tangel-Kabarett in Berlin.

Nach “Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann” folgte mit “Morgens bin ich immer müde” (aus dem Film “Conny und Peter machen Musik” des damaligen Teenager-Traumpaars Froboess und Kraus) gleich der nächste Hit für Trude Herr, konsolidiert von “In der Spelunke `Zur alten Unke´” und “Weil 
ich so sexy bin”. Im Aufwind ihrer Karriere nahm sie dann so ziemlich alles mit: Italien-Schmachter, wirre Komödien (“Maskenball bei Scotland Yard”), Schmonzetten mit Heinz Erhardt, Musicals mit Freddy Quinn (“Freddy und das Lied der Prärie”), spielte neben Bill Ramsey oder Caterina Valente. Die abonnierte Rolle der drolligen Dicken füllte sie mit Bravour und Seele aus, sprengte immer wieder den Rahmen der naiven, stereotypen und spießigen Lustspielfilme der Nachkriegszeit. Schaut man heute genau hin, erkennt man in der kölschen Komödiantin eine Dame mit künstlerisch grundsolider Identität, die barfuss auf der Bühne tanzte, schamlos die Klischees ins Absurde überzog, die mehr mit Etta James verband als mit der dicken Bertha aus “Pünktchen und Anton”.

Ihre Karriere als Film und Schlagerstar blendet nach 1965 langsam aus. Endgültig zur Kölner Kultfigur wurde die füllige Entertainerin (nachdem sie ab 1970
einige hundert Male “Die Perle Anna” im Millowitsch-Theater spielte), als sie 1977 ihr eigenes Volkstheater in Köln eröffnete, in dem sie zehn Jahre lang als Direktorin, Produzentin, Autorin, Regisseurin, Kostümbildnerin, als zugkräftige Sängerin und Hauptdarstellerin Stück um Stück auf die kleine Bühne stemmte, bis ihr die Puste ausging.
Ein kleines LP-Comeback gelang Trude Herr, als sie in den 1980ern an der Seite von Tommy Engel (Bläck Fööss) und Wolfgang Niedecken (BAP) eine Platte mit kölschen Coverversionen internationaler Hits aufnahm. Sie zog dann auf die Fidschi-Inseln und kehrte für ein von RTL geplantes Comedy-Comeback zurück. Es kam nicht mehr dazu. Am 16. März 1991 starb Trude Herr nach einem Asthmaanfall an Herzversagen in ihrem Haus in Lauris bei Aix-en-Provence in Südfrankreich. 1998 verlieh man ihr posthum das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Zum 20. Todestag bringt “Ich bin eine Frau von Format” die Singles von Trude Herr von Karrierebeginn bis in die mittleren 1960er Jahre auf einer CD zusammen. Neben den Hits enthält die Trackliste Single-B-Seiten wie “Nach dem dritten Schoppen” (von 1965, damals unveröffentlicht). Mit dabei: der “Spiegel-Twist” (1963 wochenlang in den deutschen Top−50), aber auch weniger bekannte Songs wie “Mama, er ist schon wieder hier” (1964). Besondere Glanzlichter des neuen Albums sind drei bisher auf CD unveröffentlichte Songs aus ihrer frühen Kölner Karnevalphase: “Der Alte bleibt” aus Herrs 1957 erschienener EP “Drei tolle Tage”. Ebenso der “Quatschkopp-Marsch” (1959) und dessen B-Seite “Lass das mal den Vater machen”. Verpackt ist die Compilation mit einem tollen Booklet voller (signierter) Autogrammkarten von Trude Herr und Original-Cover-Abbildungen ihrer Singles.

Veröffentlichung
15.2.2011
Format
CD
Label
Koch Music
Bestellnummer
00602527615929
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