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Bastille, “All This Bad Blood”, 2014

Bastille 2016
03.04.2014
Bastille – ein Wort, das nach Revolution klingt, nach Umwälzungen, nach einem Sturm auf das Alte, das daraufhin dem Neuen weichen muss. Als der in London lebende Sänger und Songwriter Dan Smith seiner Band diesen Namen gab, dachte er dabei ehrlich gesagt nur an sein eigenes Geburtsdatum, den 14. Juli, denn auf Englisch heißt der Französische Nationalfeiertag nun mal “Bastille Day”. Bedenkt man allerdings, in was für einem Tempo die erfolgreichste UK-Newcomer-Band des letzten Jahres die Musikwelt überrollt, erstürmt und auf den Kopf gestellt hat, sind auch die anderen Assoziationen, die ihr Name auslöst, unbedingt zutreffend…
Anzeichen dafür, dass Bastille durch die Decke gehen würden, gab es jede Menge – und zwar schon lange bevor im März 2013 ihr Debütalbum Bad Blood auf Platz 1 in die UK-Charts einstieg. So hatte die Band – neben Smith wären das Keyboarder Kyle Simmons, Bassist Will Farquarson und Schlagzeuger Chris “Woody” Wood – von ihrer ersten Single “Flaws” im Jahr 2011 zwar nur 300 Stück in Eigenregie pressen lassen; das Video zu besagtem Track jedoch, für das Smith als DIY-Regisseur auch Ausschnitte aus Terrence Malicks Kultklassiker Badlands (1973) verarbeitet hatte, sollte binnen kürzester Zeit über eine halbe Million Views bei YouTube verzeichnen…
Nachdem dann der Vertrag mit Virgin Records unterzeichnet und eine ganze Heerschaar von Bloggern auf den Geschmack gekommen war, gab’s gerade mal drei Singles später schon keine Karten mehr für ihre erste UK-Tour – und das an einem Punkt also, an dem das #1-Debütalbum noch immer nicht veröffentlicht war. “Was echt schräg ist, weil wir uns nie irgendwelche hochtrabenden Ziele gesetzt hatten”, berichtet Smith. “Als wir dann auf Tour waren und erfuhren, dass es für die beiden Konzerte im Shepherd’s Bush Empire keine Tickets mehr gab, dachten wir uns natürlich, ‘Wow, perfekt’, nur hätte damals keiner von uns geglaubt, dass alles danach noch größer werden könnte.” 
Doch genau so kam es: Ihre vierte Single “Pompeii” ging auf Anhieb auf Platz 2 in UK – und entpuppte sich schließlich, gleich hinter “Get Lucky” von Daft Punk, als der am zweithäufigsten gestreamte Track des Jahres 2013. Seither hält “Pompeii” sogar einen Rekord in den Official Streaming Charts, denn kein anderer Track war so viele Wochen am Stück auf Platz 1. Und überhaupt: “Pompeii” dürfte locker als weltbester und erfolgreichster Song zum Thema “Tod durch Einatmen von Vulkanasche” in die Annalen des Pop eingehen!
Dann kam Bad Blood, ihr Album, was nicht nur Platz 1 in den UK-Albumcharts bedeutete, sondern auch eine Platinauszeichnung in der Heimat sowie Goldstatus in Deutschland. Mehr noch: Das am häufigsten heruntergeladene Album des Jahres 2013 (!) war zugleich der am zweithäufigsten per Stream abgerufene Longplayer; verkauft hat sich Bad Blood weltweit über 2 Millionen Mal und tauchte dabei in 34 Ländern in den Top−10 der iTunes-Charts auf. So gesehen hätten sich Bastille auch gar nicht darüber wundern müssen, als ihr Auftritt beim letztjährigen Glastonbury Festival die größte Menschenmenge in der Geschichte des Festivals vor die “John Peel Stage” lockte.
“Natürlich kann man sich diese ganzen Verkaufszahlen aufsagen lassen, aber das bleiben ja trotzdem nur abstrakte Werte”, meint Smith. “Erst wenn man dann auf der Bühne steht, spürt man etwas davon, wenn du die Reaktionen des Publikums direkt vor dir siehst. Erst daran lässt sich festmachen, was Erfolg ist. Und Glastonbury war einfach mal unglaublich.”
Fragt man Smith daraufhin, was für ihn denn nun das absolute Highlight des Jahres 2013 war, dann weiß er darauf auch keine definitive Antwort: Vielleicht die Tatsache, dass sie als erste Band überhaupt im British Museum auftreten durften, nachdem man sie eingeladen hatte, “Pompeii” anlässlich der Eröffnung der Life & Death Pompeii & Herculaneum-Ausstellung zu spielen?
“Das war halt so ein glücklicher Zufall, dass genau in der Woche, als die ihre Eröffnung hatten, diese Band mit einem Song über Pompeji in den Charts war – nur deshalb haben sie uns eingeladen. Wir sollten dann vor führenden Archäologen spielen, umgeben von diesen uralten Reliquien. Wir hatten erst schon einige Bedenken, dass wir uns da irgendwie fehl am Platz vorkommen könnten, aber als wir dann loslegten, fühlte sich das super an. Letzten Endes sollten wir den Song sogar zwei Mal spielen!”
Oder war das Treffen mit seinem größten Helden überhaupt, David Lynch, vielleicht noch krasser? Immerhin war dessen TV-Klassiker Twin Peaks die Inspiration für ihren Song “Laura Palmer” gewesen, woraufhin Lynch Bastille gebeten hatte, den Track “Are You Sure” von seinem Album The Big Dream (2013) zu remixen. “Da war ich mal richtig nervös”, gesteht Smith, “aber er war so unfassbar nett. Er hat mir einfach die Hand entgegengestreckt und gesagt, ‘Hi, ich bin Dave. Und du bist dann also Dan, oder?'
In dem Moment wäre mir fast das Gehirn explodiert. In meiner Welt gibt es wirklich keinen größeren Rockstar als David Lynch.” Allerdings war da ja auch noch ihr Auftritt beim Bestival, für den sie sich als Team Zissou, basierend auf Wes Andersons Die Tiefseetaucher verkleidet hatten. Und nicht zu vergessen auch das eine Mal, als ein Fan ewig darauf gewartet hatte, sie im Backstage-Bereich zu treffen – weil er unbedingt vor den Augen der Band um die Hand seiner Freundin anhalten wollte. “Zum Glück hat sie dann auch Ja gesagt”, berichtet Smith und lächelt. “Seltsam daran war allerdings, dass er danach zuerst mich in den Arm genommen hat – und erst dann seine Freundin!”
Die unfassbare Erfolgsserie des Jahres 2013 besiegelten Bastille mit gleich noch einer Hit-Single (#2 in UK; Top−10 in Deutschland) namens “Of The Night”, für die sie zwei absolute Dance-Klassiker der Neunziger, “Rhythm Of The Night” von Corona und “Rhythm Is A Dancer” von Snap!, einfach mal zusammendachten – ein Mash-up also, das ursprünglich auf ihren “komplett illegalen” (so Smith) Mixtapes Other People’s Heartache, Vols. I & II vertreten war. “Diese Mixtapes haben wir parallel zur Arbeit am Album gemacht”, berichtet er. “Hat superviel Spaß gemacht; echte Klang-Orgien waren das, wobei unser Label ganz schön Panik hatte, weil wir einfach so irgendwelche Filmsamples benutzt und Coverversionen gemacht haben, ohne dafür um Erlaubnis zu bitten.
Die Idee dahinter war, dass Popmusik diese Offenheit haben sollte, also nie zu exklusiv sein darf, und deshalb haben wir einfach mal die ganzen Stücke verarbeitet, auf die wir früher als Kids standen – Sachen wie Corona, Snap!, oder auch ‘What Would You Do?'von City High. Wir haben das Ganze dann als Free-Download ins Netz gestellt, und Tausende von Fans haben die Mixtapes heruntergeladen – hat sich super angefühlt, diese Nummern mit ihnen teilen zu können.”
Auch ins Jahr 2014 sind sie mit massivem Rückenwind gestartet: In gleich vier Kategorien waren sie bei den BRIT-Awards nominiert – “British Breakthrough Act”, “British Group”, “British Album”, “Best Single” (für “Pompeii”) – und gewannen hinterher den Preis als “British Breakthrough Act”; dazu traten sie in Johannesburg vor 15.000 Menschen aus (ihr bisher größtes Publikum als Headliner) und verkauften restlos alle Tickets für ihre Show im Londoner Alexandra Palace.
Momentan sind Bastille auf US-Tour, wo Bad Blood mit dem höchsten Chartentry eines UK-Debüts im Jahr 2013 für Furore gesorgt hat, während “Pompeii” in den Staaten über 1,5 Millionen Downloads verzeichnet und in den Top−10 der Billboard-Hot−100 landete. Im Januar waren sie zudem ins Motown Museum von Detroit eingeladen worden, um dort eine exklusive Akustik-Show zu spielen. “Insofern haben wir inzwischen wohl die Kategorie ‘Museums-Pop’geprägt”, sagt Smith und muss selber lachen. “Wer weiß, was als nächstes ansteht: Vielleicht werden wir als erste Band der Welt im Brustkorb eines Brontosaurus im Naturhistorischen Museum von London auftreten.”
Möglich wäre selbst das: Wenn die letzten 12 Monate Bastille nämlich eine Sache gezeigt haben, dann die, dass man nie wissen kann, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. “Wir haben ehrlich gesagt nie besonders hohe Erwartungen an unsere Band gehabt”, gesteht Smith. “Das mag vielleicht schräg klingen, wenn man bedenkt, wie das letzte Jahr für uns gelaufen ist, aber ich glaube, es ist einfach besser für einen selbst, wenn man das so betrachtet.
Wir reiten auch nie lange auf irgendwelchen Erfolgen herum oder ruhen uns auf irgendwelchen Lorbeeren aus. Als wir zum Beispiel davon erfuhren, dass unser Album auf Platz 1 gelandet war, haben wir nur gesagt, ‘Das ist ja vollkommen verrückt’, haben uns danach betrunken und ab dem Morgen danach nie wieder ein Wort darüber verloren. Das war eigentlich bei allen Erfolgserlebnissen so: So ganz wollen wir sie wohl immer noch nicht wahrhaben. Und dann hält man doch für einen Moment inne und lässt das mal kurz sacken… und klar, das ist alles der Wahnsinn! Aber es ist auch einfach nur vollkommen durchgeknallt!”
Eine verrückte, durchgeknallte Realität, an die sie sich besser so langsam mal gewöhnen sollten. Das Jahr 2014 hat gerade erst begonnen, und der größte Sturm von Bastille braut sich gerade erst zusammen…
 

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