Dominic Miller | News | Mr. Acoustic

Mr. Acoustic

21.05.2004
Auf der Bühne ist Dominic Miller der unauffällige Gitarrist an der Seite von Sting, der zuverlässig und inspiriert den Edelpop des Erfolgsbriten mit den passenden Sounds versorgt. Seine eigenen Projekte wiederum sind behutsam kammerjazzige Experimente mit den Möglichkeiten karg wirkungsvoller Klanggestaltung. “Shapes” präsentiert ihn nun als Grenzgänger auf der Schwelle zur sanften Klassik, der seine akustischen Gitarrenlinien gemeinsam mit berühmten Kollegen wie Sting und Placido Domingo in sanfte Streicherwolken und behutsame Rhythmusarrangements bettet.
Allein mit Sting hat Dominic Miller im Laufe der vergangenen 15 Jahre rund 1000 Konzerte gespielt. Seine Gitarre hört man im Hintergrund von Phil Collins und Tina Turner; Youssou N’Dour und Luciano Pavarotti. Er ist einer der Studioprofis, der nicht viel Aufhebens um seine Arbeit macht, sie aber zur Zufriedenheit aller bewältigt. Gelegentlich, wenn es der Tourneestress zulässt, zieht er sich in sein Londoner Heimstudio zurück und nimmt für sich selbst auf. Drei Soloplatten im Eigenverfahren sind bereits entstanden, die vierte präsentiert ihn nun in ungewohntem Klangambiente. Denn “Shades” ist ein Crossoveralbum, das Miller als souveränen Klangästheten zwischen den Stilistiken verortet. Und es ist indirekt wieder ein Kind der Zusammenarbeit mit Sting.
 
Als es auf die Mammuttournee zu dessen “Brand New Day”-Album zuging, drückte der Sänger seinem Kompagnon eine Notenausgabe mit Partiten und Sonaten von Johann Sebastian Bach in die Hand. Mit der Folge, dass Miller in den kommenden Wochen und Monaten immer öfter sich im Hotelzimmer einschloss und an den Vorlagen arbeitete, sie für seine Instrument spielbar machte, Fingersätze ausprobierte. So entstand die Idee zu “Shapes”, zu einer Verbindung faszinierender Melodien aus mehreren Jahrhunderten Musikgeschichte, die die neue Leidenschaft des Klassik-Novizen festhalten sollte.
 
Es wurde ein Abenteuer: “Die Entstehung dieses Albums war für mich eine Reise voller Entdeckungen. Ich war in der beneidenswerten Situation, mit den besten Leuten, die es in diesem Geschäft gibt, eine Sammlung der allergrößten Werke der klassischen Musik aufzunehmen, die je geschrieben worden sind. Aus einer eher poporientierten und zeitgenössischen Welt kommend, war es für mich sehr wichtig , mich an diese Stücke so anzunähern, dass ich zu ihnen in Beziehung treten kann”.
 
Das bedeutete zum einen, dass Miller ein Repertoire von Bachs “h-Moll Messe” bis hin zu Saties “Gymnopédie No.1” für seine Zwecke umarrangierte. Außerdem wurde Nick Ingham beauftragt, passende Streicherpassagen zu gestalten. Schließlich gesellten sich verschiedene Gäste zu Miller ins Studio, Sting natürlich, der Startenor Placido Domingo, der Jazz-Trompeter Chris Botti und einige andere. So puzzelte sich ein Album zusammen, dass den Charme der bekannten Melodien mit der kreativen Kompetenz des popgeschulten Modernisten verbindet. Für Miller ist auf diese Weise eine Vision zur Wirklichkeit geworden, die ihn über viele Monate hinweg begleitete: “Ich war umgeben von den weltbesten Musikern ihrer Gebiete. Das Ergebnis ist wie ein Tagebuch oder ein Fotoalbum dieser Reise. Es ist mir eine große Freude, es mit allen Musikfreunden teilen zu können”.

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