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Feist – The Reminder

18.04.2007
Auch wenn Feist ihr neues Album “The Reminder” genannt hat – an die kanadische Sängerin erinnert man sich – einmal gehört – für alle Ewigkeit. Sie besitzt eine dieser Stimmen, die man nicht vergisst: zart und zerbrechlich, aber alles Andere als schwach; präsent, aber auf ihre Art absolut ungreifbar. Und wer ihr Album “Let It Die” aus dem Jahre 2004 schon im Plattenschrank stehen hat, dürfte sein Herz sowieso schon an die Kanadierin und ihre Musik verloren haben. Mit ihrer zarten Gitarrenmusik und dem zurückhaltenden, aber dennoch fesselndem Gesang schafft sie es, sich in jeden Gehörgang und jedes Herz zu spielen.
Als die in Calgary aufgewachsene Leslie Feist mit 13 Jahren von ihrem Vater ein Tonbandgerät und eine Gitarre geschenkt bekommt, gibt es für sie kein (musikalisches) Halten mehr: Sie schließt sich einer Punkband an, mit der sie schließlich auch quer durch Kanada tourt. Doch die täglichen Auftritte strapaziert sie ihre Stimmbänder derart, dass sie letztendlich vollends streiken. Sie bekommt ärztliches Gesangsverbot verordnet und besinnt sich wieder auf ihre Gitarre. Feist verdingt sich als Gitarristin in einer Rockband, eröffnet mit Elektroclash-Queen Peaches eine WG in Toronto und hier beginnt schließlich auch ihre Karriere als Mitstreiterin auf den Alben anderer Leute.2001 gründet sie mit Freunden die Band “Broken Social Scene”, das Album “You Forgot It In People” wird 2003 veröffentlicht. Es sollten Gastauftritte auf den Platten ihrer Freunde Gonzales, Jane Birkin oder Kings Of Convenience folgen. Als sie 2002/2003 ihren Freund und musikalischen Weggefährten Gonzales auf Europatour begleitet, beginnen sie, gemeinsam an Songs zu arbeiten und 2004 veröffentlicht sie schließlich ihr Album “Let It Die”, das ihr allerorts mächtig Anerkennung einbringt.
 
Natürlich hatte niemand mit diesem internationalen Erfolg gerechnet – sie selbst am allerwenigsten. Plötzlich bekommt sie sogar Auszeichnungen, ihr Name taucht in allen Jahresbestenlisten auf. Plötzlich war sie, ein Mädel, das außerhalb von Kanada mehr oder weniger unbekannt war, in den Airplay-Top−10 vertreten, und ihre Musik war in Supermärkten angekommen! Ihre Reaktion darauf? Sie tourt weiterhin durch die Welt. 33 Monate am Stück, in denen sie drei Kontinente bereiste und in ihren Bann zog. Unterwegs arbeitet sie an ihrem neuen Album “The Reminder”, jener klanglichen Gedächtnisstütze, die mit jeder Station deutlichere Formen annahm.
 
Als sich das Tourleben schließlich abgenutzt hatte, landet sie in den La Frette-Studios: ein 200 Jahre alter Prachtbau in einem Randbezirk von Paris. Sie sucht sich ihre Live-Band zusammen – Julian Brown, Bryden Baird und Jesse Baird -  und fragte Langzeit-Kollaborateur Gonzales, Mocky und Jamie Lidell, ob sie mit ihr am neuen Feist-Sound arbeiten wollten. Sie kamen (natürlich) und füllten Ess- und Wohnzimmer mit einem Klavier, Vibraphonen, Orgeln, Gitarren, Verstärkern, bauten dann zwei Schlagzeug-Sets vor den bunten Fenstern auf und verstreuten ihre unzähligen Mikrofone wie Mausefallen über den rustikalen Holzboden.
 
Und so nahmen die Songs einer nach dem anderen Form an – bis Feist und Co. schließlich viel mehr geschafft hatten, als geplant. Ein ganzes Album war entstanden.
 
Es ist verdammt schwer, sich der atemberaubenden Vielfalt und Tiefe von “The Reminder” zu entziehen, denn dieses Album ist im Vergleich zum ohnehin schon hochgelobten Vorgänger “Let It Die” noch abwechslungsreicher und vielseitiger geworden. Man hört hier alle nur erdenklichen Facetten von Feist heraus, – das Punk-Kid aus Calgary, das Indie-Postergirl aus Toronto, die im Pariser Exil lebende Musikerin, die den Klang von Kopfsteinpflaster genießt – die sie völlig kompromisslos zu einem organischen Ganzen zusammenfügt.
 
Letztlich ist es einfach nur Feist, die ihre eigenen Fragen mit weiteren Fragen beantwortet, und damit genau darauf hört – wie sie es so treffend am Ende von “The Reminder” formuliert -, “wie sich ihr Herz verhält”.

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