Götz Alsmann | News | Willkommen im Lichtspieltheater.

Willkommen im Lichtspieltheater.

28.05.2001
“Rififi”, “Das Früchtchen”, “Die Dritte von rechts”, “Zwei Herzen im Mai”, “Hundert Millionen im Eimer”, “Schlagerparade”, “Drei Männer in Nöten”, “In Hamburg sind die Nächte lang”, “Der Mörder lauert in der Sauna”, “Tanz in den Wolken”… was wären diese grandiosen Leinwandklassiker ohne ihre Lieder, die Lieder dieser Schallplatte…
Allerdings – eines bebrillten Märchenprinzen bedurfte es schon, diese Melodien wachzuküssen: Götz Alsmann. Und er war nicht der einzige, der auf einem edlen Schimmel geritten kam: Mit klingendem Spiel waren noch vier Musketiere bei ihm … seine stolze Band!
 
“Ton?” – “Läuft!”
Filmsongs von heute hören sich anders an. Filmsongs von heute werden leider oft auf elektronischen Instrumenten gespielt, deren Bezeichnungen Alsmann sich nicht mal merken kann. Und keines solcher Lieder haben Greta Keller, Evelyn Künneke, Corry Brokken, Vico Torriani, Eddie Constantine, die Optimisten (Ernie Bieler, Erwin Halletz und Peter Alexander), Bully Buhlan, Johannes Heesters oder Horst Winter je gesungen. Die sangen lieber die Lieder dieses Albums, aber das ist schon ein bißchen her.
 
Götz Alsmann, der Fritz Lang des Jazzschlagers, singt sie nun hier und jetzt, mit Mambocholie und Chachalance: Lieder aus alten Filmen… Lieder, die gut in alte Filme gepaßt hätten… und Lieder, die hoffentlich irgendwann in nagelneuen Filmen zu hören sein werden: In Ihrem ganz privaten Kriminal-, Abenteuer-, Märchen- oder Liebesfilm.
 
Absolut Filmreif! Ein Cineast
Er ist “Deutschlands Entertainer Nummer 1”. Oder “der singende Karfunkelstein”. An vielen Instrumenten ist er gut, als Sänger und Pianist noch besser. Er glänzt als Fernseh- und Radiomoderator, Songschreiber und Musikdoktor, Gelegenheitsschauspieler und Filmmusik-Komponist, Ehemann und Vater. Er sammelt Schallplatten und zentralasiatische Kopfbedeckungen. Götz Alsmann ist ein Tausendsassa. Und mehr denn je “filmreif”.
 
So heißt auch das wunderbare neue Album des 43jährigen Westfalen. Sicher nicht, weil er bald mal wieder vor einer Filmkamera steht, denn: “Wenn man guckt, ob noch Popcorn in der Tüte ist, hat man mich schon verpaßt”. Auch nicht wegen “Zimmer Frei”. Schon gar nicht wegen der Musik, die er momentan für einen großen, im kommenden Jahr anlaufenden Nick Knatterton-Kino-Zeichentrickfilm schreibt. Eher schon, weil zwei Drittel der Songs auf seinem neuen Wunderwerk Filmschlager sind.
 
“Filmreif” also, Götz Alsmanns höchstens elftes und mindestens bestes Album. Die achtzehn Songs darauf vereinen all die Qualitäten, die Alsmann zu einem der gefragtesten Live-Performer des Landes gemacht haben. Es sind schöne, deutschsprachige Songs in leicht latinisierten, ‚jazzartigen Arrangements, wenn ich das mal vorsichtig sagen darf" (Alsmann). Mit reichlich Geschmack, Können und Humor, wenn man das mal vorsichtig hinzufügen darf. Als klanglichen Bonbon gibt es diesmal, zusätzlich zum Streichquartett vom letzten Album “Zuckersüß”, einen herrlichen sechsstimmigen “Götz-Alsmann-Chor”, bestehend aus veritablen Opernsängern, die Alsmann kennenlernte, als er in der Jacques-Offenbach-Operette “Orpheus in der Unterwelt” auf der Bühne der Münsteraner Oper stand. Dazu etliche Marimbas, Vibra- und Xylophone und sogar indische Tablas. “Ich denke ja, daß keine Platte genauso klingen darf wie die vorher,” sagt Alsmann. “Aber sie muß doch noch so sein, daß man erkennt, wer’s eigentlich ist.”
 
Dafür garantiert neben dem charmanten Chanteur und Pianisten natürlich sein gut geöltes Ensemble mit Ludwig Götz an der Posaune, Markus Passlick an Percussion, Mike Müller am Bass und Rudi Marhold am Schlagzeug. “Wir sind über hundert Tage im Jahr unterwegs, da möchte ich auf CD natürlich irgendwas machen, was ich im Konzert reproduzieren kann. Und da ich ohnehin ein Freund weniger des Hüpfkurses als vielmehr der Stringenz bin, gibt es jetzt von Alsmann neue alte Swingschlager auf deutsch”.
 
Und was für welche. Der promovierte Musikologe, der nebenbei an einem Buch mit “speculative non-fiction” über “jazzorientierte Unterhaltungsmusik in Deutschland” schreibt, hat wieder einiges an vermeintlich obskurem und offensichtlichem Schlagergut zusammengetragen. Den Single-Hit “Ich liebe die Sonne, den Mond und die Sterne” etwa, den schon Horst Winter und Johannes Heesters gesungen haben. “Le Rififi” aus dem gleichnamigen französischen Überfall-Film von 1955. “Ich wünsch Dir einen schlaflosen Abend” aus dem Eddie Constantine-Film “Drei Männer in Nöten”. Den “Jonathan-Boogie” aus dem Film “Das Früchtchen”, im Original vom Vokaltrio “Die 3 Optimisten” mit Peter Alexander. “Ein Tag mit Dir”, einst ein Hit für die singende Rechtsanwältin Corry Brokken aus Den Haag. “Das gewisse Olala”, ein Lied von Vicco Torriani, das dieser zusammen mit dem “Comedian Quartet” aufgenommen hat. “Bin ich nicht ein wunderbarer Mann” (eine Frage, die von den entsprechenden Damen in der ersten Reihe meist ziemlich lautstark beantwortet wird) klingt vielleicht so, als wäre es von Erich Kästner, ist aber tatsächlich von Alsmanns Freund Fabian Lau aus Bielefeld.
 
Auch ein selbstgebastelter Mambo von Ludwig Götz, mit dem Titel “Scampi Chez André”, ist dabei, sowie das stolze “Ahoi” aus der Feder des Meisters ("Ich hab` Reinhard Mey angerufen und gesagt: “Ich hab`n Song geschrieben, da kannst Du Dich hinter verstecken.” Sagt er: “So gut?” – “Nee”, sag ich, “aber so viel Silben auf so wenig Zeit verteilt.”). Anekdoten oder hintergründige Geschichten gibt es viele, mindestens eine pro Song. ‚"Oh Sesam, bitte öffne Dich` ist ja von Bully Buhlan," erzählt er weiter. "Der hat 1949 mit einer Bebop-Truppe vier Sachen für den RIAS gemacht, die nie richtig rausgekommen sind. Dazu gehören auch “Oh Sesam, bitte öffne Dich!” und “Ich könnte mich am Nordpol nicht verlieben”. Bei “Nordpol” habe ich vom Arrangement her wirklich an Percy (nicht Curtis!) Mayfield gedacht. Obwohl sich dessen Arrangeur Maxwell Davies immer Super-Harmonien ausgedacht hat, hatte es durch diesen durchgehenden Grundton im Baß immer sowas Erdenschweres. “Oh Sesam, bitte öffne dich!” ist natürlich ein Kulturschockerlebnis. Live ein Superbringer! Markus baut sich, während wir spielen, die Tablas auf, bestaubt sie mit Babypuder, nimmt dann noch `ne Nase von dem Zeugs, zieht die Schuhe aus und setzt sich auf den Flügel – und genau in dem Augenblick, in dem er damit fertig ist, kommt auch schon sein Einsatz. Das ist immer ein unglaubliches Vabanque- Spiel. Und die Leute bringen sich um!"
 
Ein weiteres Highlight ist, sowohl live als auch auf der CD, der Dauerbrenner “Besame Mucho”. "Ein paar von meinen Jungs meinten: “Jede Band auf’m Dorf spielt das! Das geht unmöglich!” Da habe ich gesagt: “Gerade darum. Das ist an sich ein sehr schönes Stück. Warum soll man sich das nicht zurückerobern?” Mit dem Chor und dem Akkordeon und den Mandolinen, die ich darauf gespielt habe, ist das ein bißchen weg von dieser puristischen Jazzidee von “Gestatten, Alsmann”. Die neue Platte geht überhaupt mehr in die Chanson-Ecke."
 
Und genau da ist sie bestens aufgehoben. So musizieren sich Götz Alsmann und seine Band in eine aufregende, neue Phase ihres Schaffens. Dies ist nur vorerst ein “Happy End”. Fortsetzung folgt. Absolut filmreif.
 
Musiker: Götz Alsmann – Gesang, Piano, Akkordeon, Orgel & Mandoline / Ludwig Götz – Posaune / Michael Müller – Bassgitarre / Rudi Marhold – Schlagzeug & Percussion / Markus Passlick – Congas, Bongos & Percussion / Altfrid M. Sicking – Vibraphon, Xylophon & Marimba / Jürgen Knautz – Kontrabass / Götz Alsmann-Chor und das Struck-Qartett

Songs:

01. Ich liebe die Sonne, den Mond und die Sterne (Günther Wittkop/Franz Funk)
02. Ich will nur ein bißchen (I Only Want Some) (Jerry Leiber/Mike Stoller/Götz Alsmann)
03. Ahoi (Götz Alsmann)
04. Ein Tag mit dir (Un jour l’amour) (Ray Maxwell/Eberhard Storch)
05. Le Rififi (M. Philippe-Gerard/Jacques Larue)
06. Jonathan-Boogie (Erwin Halletz/Karl Farkas)
07. Oh Sesam, bitte öffne dich! (Hans Mildbrand/Richard Scharf)
08. Ich könnte mich am Nordpol nicht verlieben (Bully Buhlan/Carl-Ulrich Blecher)
09. Das gewisse Oh-la-la (Kurt Schwabach/Lotar Olias/Rudolf Maluck)
10. Tausendmal möchte` ich dich küssen (Besame Mucho) (Consuelo Velazquez/Ralph Maria Siegel)
11. Scampi Chez André (Ludwig Götz)
12. Bin ich nicht ein wunderbarer Mann? (Fabian Lau)
13. Eine blaue Stunde (Rudolf Nelson/Herbert Nelson)
14. Kleines Herz zu vermieten (Erwin Halletz/Axel Marberg)
15. Angelika (Heino Gaze/Günther Schwenn)
16. Winke, winke (Michael Jary/Bruno Balz)
17. Liebesglück (The Glory Of Love) (Billy Hill/Charles Amberg)
18. Ich wünsch dir einen schlaflosen Abend (Karl Bette/Leo Breiten/Fred Rauch)

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