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Jessie Ware – Biografie

Jessie Ware Tough Love 2014
26.07.2012
Willkommen in der Zukunft des Pop: Mit ihrer leicht melancholisch angehauchten Stimme, in der eine gewaltige Portion Soul mitschwingt, ihren fantastischen Songwriter-Skills und – last but not least – der passenden Frisur dazu, steht der Name Jessie Ware für den Beginn einer neuen Ära. Was sie auszeichnet: Ihr Debütalbum Devotion vereint Ultramodernes wie zeitgenössischen R&B-Sound und verschiedene Spielarten elektronischer Musik aus UK mit den großen melodramatischen Gesten von Ikonen wie Sade oder Whitney Houston. “Ich bin bereit und kann’s kaum abwarten”, sagt sie bezüglich der Dinge, die nun vor ihr liegen, und fügt schnell noch hinzu: “Und, noch wichtiger: Ich hatte die Gelegenheit, ein verdammt großes Album aufzunehmen, zusammen mit Leuten, die ich wahnsinnig gerne mag; das allein ist schon der Hammer!”
Dabei wäre es um ein Haar gar nicht dazu gekommen: Zwar fing die in South London geborene Jessie schon als Schülerin an, sich für Gesang zu interessieren – Auslöser waren die Audiokassetten der Mutter, Romantik pur von Frank Sinatra oder auch Ella Fitzgerald Sings the Cole Porter Songbook –; ja, sie trat sogar in Musicals auf und nahm zwischendurch auch klassischen Gesangsunterricht. Allerdings fühlte sie sich ganz anders, als sie ihre Uni-Laufbahn antrat und sich ihr Selbstbewusstsein plötzlich in Luft auflöste: “Damals hielt ich es quasi für ausgeschlossen, dass es klappen könnte”, gesteht sie – und so legte sie ihren Traum von einer Karriere als Sängerin vorerst auf Eis. “Das hat mir zwar das Herz gebrochen, aber es war mir nicht einmal möglich, das alles einfach als Hobby weiterzuverfolgen, denn ich fühlte mich schlecht, wenn ich nur halbherzig bei der Sache war.”
Also setzte sie voll auf Plan B, der da lautete, sich als Journalistin zu versuchen. “Ich wollte unbedingt die Berichterstattungen über Fußball machen, und natürlich für ein Boulevardblatt”, erzählt sie. Doch dann klingelte das Telefon und ihr alter Freund Jack Penate war dran; ein Anruf, der ihr Leben schlagartig verändern sollte. Jack hatte folgendes Anliegen: Er wusste noch aus ihrer Schulzeit, dass Jessie eine tolle Stimme hatte, also wollte er nun wissen, ob sie für ihn den Hintergrundgesang bei einer BBC-Session mit Zane Lowe übernehmen könnte. Natürlich ließ Jessie sich nicht zweimal bitten: “Das ist die Chance, dachte ich mir, Singen macht eh viel mehr Spaß. Ich sagte mir also: Vielleicht sollte ich es einfach mal als Hintergrundsängerin versuchen.” Jack Penate nahm sie schließlich mit auf Tour, zunächst durch Großbritannien während der Festivalsaison, danach ging’s gleich weiter durch die USA. Kein Wunder, dass sich die Sache mit dem mangelnden Selbstbewusstsein bald darauf erledigt hatte.
In den Staaten machte Jacks Gitarrist sie dann mit dem Sound von SBTRKT bekannt, einem befreundeten Produzenten, der gerade ganz schön durch die Decke ging. Es stellte sich heraus, dass er bei ihr um die Ecke in Tooting lebte, und so machte Jessie sich direkt nach der Rückkehr nach London auf den Weg, um ihn zu besuchen: “Auch da hatte ich allerdings noch massive Zweifel daran, ob ich es packen würde”, erinnert sie sich zurück; doch der erneute Knick im eigenen Selbstvertrauen führte letztlich dazu, dass die beiden einen Song schreiben sollten, der den passenden Titel “Nervous” trägt: “Ja, und dann war’s hinterher gar kein Hintergrundgesang, sondern der eigentliche Gesangspart. SBTRKT schickte den Track dann an die Verantwortlichen vom Label Numbers, die ihn auch gleich veröffentlichen wollten. Er meinte noch: ‘Und weil die Stimme bei dem Track so wichtig ist, würde ich sagen, wir nennen es SBTRKT UND Jessie Ware, und nicht einfach nur featuring’. Ich fand das natürlich super: Ich hatte einen Song auf einem echt coolen Label, und ganz egal, was danach passieren sollte, hatte ich davon schon mal ein Vinyl in der Hand.”
Doch zum Glück war es damit noch längst nicht vorbei für Jessie Ware: Der Erfolg von „Nervous“ führte dazu, dass DJ OneMan vom Dubstep/Grime-Sender Rinse FM sie unbedingt bei einer der ersten (und inzwischen berüchtigten) „Boiler Room“-Livestream-Session dabeihaben wollte. Danach tat sie sich mit Sampha zusammen, der ebenfalls seine Vocals zu „Nervous“ beigesteuert hatte, und schrieb gemeinsam mit ihm das Stück „Valentine“ – ganz klar einer der größten Tracks des Jahres 2011, grandios schlicht und dahin gehauchte Vocals bis zum Abwinken. Nun also mit zwei solcher Tracks ausgestattet und einem wachsenden Hype im Rücken, meldete sich bald das junge Label PMR Records bei ihr, und schon wieder war sie einen Schritt weitergekommen…
Da ihr Name inzwischen in aller Munde war, schien nun also der richtige Moment gekommen zu sein, um ein Album aufzunehmen. Doch obwohl sie auch für  Jokers „The Vision“ einen Gesangspart aufnahm und auf mehreren Songs von SBTRKTs Debütalbum als Vokalgast glänzte, wollte Jessie nichts überstürzen und vor allem sicherstellen, dass sie auch wirklich ihren eigenen Sound gefunden hatte. “Ich musste außerdem einfach mal etwas Abstand nehmen von der Dance-Szene, um da nicht zu sehr in eine Schublade gesteckt zu werden”, so ihr Kommentar. “So sehr ich diese ganze Szene im Untergrund auch liebe – und ich hatte echt Glück, sofort von ihr akzeptiert zu werden –, wollte ich doch noch mehr Sachen ausprobieren und erst einmal lernen, wie ganz klassisches Songwriting funktioniert. Doch um das zu lernen, musste ich richtig hart arbeiten, schließlich wollte ich ja keinen Schrott veröffentlichen. Meine Songs sollten so sein, dass sie nicht gleich morgen wieder vergessen sind. So eine musikalische Eintagsfliegen-Nummer kam für mich nicht in Frage.”
Die Resultate dieser harten Arbeit präsentierte Jessie schließlich im kleinen Rahmen bei einem Konzert im The Nave, einer Kirche in Islington, im März 2012: Ihr Look war nun der einer klassischen Pop-Queen, ihr Sound war anders, und eine Live-Band hatte sie nun auch um sich versammelt. “Das war ein ganz besonderer Moment. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass die Leute gekommen waren, um mich zu hören – und eben nicht nur ein Set, bei dem man dann schnell für einen Song das Mikrofon schnappt und danach wieder in der Masse im Club abtaucht.” Wer nun einen auf satten Beats basierenden, tanzbaren und von Garage beeinflussten Sound erwartet hatte, war sicherlich überrascht von dem, was Jessie an diesem Tag im März präsentierte: “Ich wollte meine elektronischen Einflüsse mit ganz klassischem Songwriting kombinieren. Und es sollte sich nicht zu sehr nach dem Hier und Jetzt anhören, nach dem, was gerade angesagt ist. Aus diesem Grund habe ich mich auch ein wenig an den Beats und Grooves von Musikern orientiert, auf die ich schon seit Ewigkeiten stehe: von Prince zum Beispiel, von Chaka Khan und Grace Jones. Ich wollte R&B-Songs aufnehmen, die melancholisch und wunderschön zugleich sind – so wie die Musik von Sade. Ich musste also nur die richtige Balance zwischen diesen Elementen finden.”
Und die hat sie gefunden: Auf Devotion präsentiert Jessie Ware 11 entschleunigt-lässige Songs, angesiedelt irgendwo zwischen Soul und Pop und R&B, wobei sie das komplette Spektrum von zuckersüß bis absolut düster abdeckt.
Da sie mit Devotion eines der eindrucksvollsten Alben des Jahres 2012 aufgenommen hat, kann es für Jessie Ware ab sofort nur noch aufwärts gehen: “Ich möchte ein richtiger Popstar sein, und ich meine das im klassischen Sinn: so wie Annie Lennox oder Sade oder Whitney. Sie alle haben dieses gewisse Etwas, diese Eleganz. Ich hab’s auf die Liga der ganz Großen abgesehen!”

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