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Keith Jarrett Trio – Tokyo ’96

29.03.1996
Seit nunmehr fünfzehn Jahren schon fördern Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette gemeinsam unermüdlich die aus den 30er, 40er und 50er Jahren stammenden Schätze des “Great American Sonbook” zutage und überraschen Publikum und Kritik immer wieder aufs Neue mit ihren originellen Überarbeitungen und Interpretationen. Was 1983 ursprünglich als einmaliges Zwischenspiel gedacht war (gleich die ersten Sessions brachten damals genug Material für die drei Alben “Standards, Vol. 1”, “Standards, Vol. 2” und “Changes” hervor), entwickelte sich unversehens zum Langzeit-Projekt dieser drei gefragten Musiker. Mittlerweile herrscht kein Zweifel mehr daran, daß Keith Jarrett mit Bassist Gary Peacock und Schlagzeuger Jack DeJohnette das populärste und beste Piano-Trio der Gegenwart bildet. Dieser Meinung ist zum Beispiel die Los Angeles Times, die einst schrieb: “Einfach ausgedrückt: dies ist Jazz vom Feinsten.” Die letzte Veröffentlichung des Trios, die sechs CDs umfassende Box “At The Blue Note”, erhielt zahlreiche Auszeichnungen: sowohl die Kritiker des amerikanischen Magazins Down Beat als auch jene des italienischen Fachblatts Musica Jazz und die des französischen Magazins Jazzman ernannten es zum Album des Jahres, in Deutschland bekam es den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Als sich Keith Jarrett 1983 der “Standards” annahm, hatte er mehrere Ziele. Zunächst einmal war er der Ansicht, daß eine Neubewertung der kompositorischen Kunstfertigkeiten der amerikanischen Songwriter jener vergangenen Ära überfällig war. “Standards werden unterschätzt”, meint der Pianist, “weil die Leute, glaube ich, nicht begreifen, wie schwer es ist eine Melodie zu schreiben. Die meisten der Komponisten, deren Werke ich (auf den ‘Standards’-Alben) aufgenommen habe, werden immer noch nicht ernstgenommen. Sie nehmen einen Platz ein, den niemand, der ernste Kompositionen schreibt, einnehmen könnte.” Dennoch definieren oder limitieren die Melodien selbst nicht, was in der Musik passiert. “Ich dachte mir: Irgendwer muß einmal zeigen, daß es in der Musik nicht so sehr um das Material geht, sondern darum, was man mit ihm anstellt. Es ist nicht unsere Musik. Wenn man irgend etwas besitzt, ist man nicht frei.”
 
Für eine solche freie Auseinandersetzung mit den Vorlagen eignet sich, so Jarrett, kein andere Besetzung besser als das Trio. “Beim Trio ist grundsätzlich nichts verboten. Es gibt keine Momente, in denen Jack nicht spielen darf, und es gibt keine Momente, in denen Jack spielen muß. Wenn Gary eine Pause einlegt, kann ich die Baßlinie auf dem Piano spielen. Das Trio-Spiel ermöglicht eine Art von Interaktion, die die musikalische Verantwortung auf alle überträgt. Drei ist ohnehin eine starke Nummer. Positiv, negativ und neutral. Wir brauchen ein Pro, wir brauchen ein Kontra, und wir brauchen einen Mittelsmann…”
 
Dieses zwölfte Album des Trios wurde im März 1996 in der Orchard Hall in Tokio aufgezeichnet. Die gespielten Standards sind “It Could Happen To You”, “Never Let Me Go”, “Summer Night”, “I’ll Remember April”, “Mona Lisa”, “Autumn Leaves”, “Last Night When We Were Young”, “My Funny Valentine”, Charlie Parkers “Billie’s Bounce” und Bud Powells “John’s Abbey”. Wie schon so oft in der Vergangenheit wurden auch hier wieder einige Improvisationen dazu genutzt, nahtlos zu ein paar Originalen von Jarrett überzuleiten: so folgt auf “Last Night When We Were Young” Jarretts  “Caribbean Sky” und auf “My Funny Valentine” die Eigenkomposition “Song”.


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