Ludovico Einaudi | News | Fesselnde vorletzte Etappe – Ludovico Einaudi veröffentlicht sein neues Album "Day 6"

Fesselnde vorletzte Etappe – Ludovico Einaudi veröffentlicht sein neues Album “Day 6”

Ludovico Einaudi
© Ray Tarantino
15.08.2019
Seit März erscheint jeden Monat eine Folge seiner Albumserie “Seven Days Walking”.

Einaudi wird in “Day 6” dramatischer und dringlicher

Auch “Day 6” gibt Einaudis Klang-Panorama neue Facetten. Es sind alles nur Nuancen, doch sie machen den Unterschied. Die Grundstimmung dieses Albums ist konzentriert. Wo Einaudi zuvor staunend, tänzelnd, innehaltend daherkam, wirkt dieser neue Teil  klarer und entschlossen. Wäre “Seven Days Walking” der Soundtrack einer Serie, dann gäbe es in “Day 6” nun dramatische Wendepunkte und Auflösungen von Handlungssträngen.
Bereits in den ersten Takten des eröffnenden Stücks “Low Mist, Variation 1” zeichnet es sich ab. Da mag noch Nebel sein, aber Einaudi kennt den Weg bereits, er sieht hindurch, nimmt den Fuß vom Pedal, lässt seine Mitmusiker, Federico Mecozzi (Geige und Bratsche) und Redi Hasa (Cello), erst später nachkommen. Rührend begleiten ihn die beiden im Intro von “Low Mist, Variation 2” mit einem spiralförmig aufwärts schwebenden, zweistimmigen Motiv. Im folgenden, finalen Solo-Piano-Album “Day 7” werden sie nicht mehr dabei sein. 

Einaudis Fans stellen sich bereits eigene Playlisten von “Seven Days Walking” zusammen

Gleich drei Variationen von “Low Mist” hat der Komponist in “Day 6” integriert. Weitere drei Fassungen gibt es vom Stück “Cold Wind”, der Windhauch wächst auf insgesamt rund zwölf Minuten zum Sturm an. In die gleiche Kerbe schlägt “The Path of the Fossils” mit einem gigantischen Fortissimo. Ausgleichende Leichtigkeit findet das Trio in “A Sense of Symmetry”, das mit einem ganz neuen, entspannten Motiv ausklingt.

Einaudis Ode an die Natur realisiert eine lang gehegte musikalische Vision

Im Januar vor einem Jahr habe er lange Wanderungen durch die Berge gemacht und sei dabei immer den gleichen Wegen gefolgt, erzählte Einaudi. Am Ende komponierte er, inspiriert von den Eindrücken, ein “musikalisches Labyrinth”, in dem jedes einzelne Album mit Variationen der Haupt-Themen die Route ein wenig verändert. Dem Magazin MPR-Classics gegenüber erinnerte der Turiner sich an seinen Lehrer, den Avantgarde-Komponisten Luciano Berio, bei dem er in den 1980er-Jahren am Konservatorium in Mailand studierte. Eines Tages saßen sie gemeinsam in der Natur und beobachteten einen Vogelschwarm, der aufflog, in alle Richtungen ausschwärmte und zurückkam. Es wäre “sehr interessant, das, was diese Vögel täten, zu transkribieren”, sagte ihm Berio damals. Für Einaudi war das ein Schlüsselmoment, dieser Ansatz habe ihn nie mehr losgelassen.
Einaudis andauernde “Seven Days Walking”-Welt-Tournee hat mit sieben aufeinander folgenden Konzerten im Londoner Barbican-Center, zuletzt am 6. August 2019, ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Es waren quasi Heimspiele, denn durch die Musik in  britischen TV-Serien, wie “This Is England”, hat der epochale Filmsoundtrack-Komponist (Ziemlich beste Freunde) dort ein Millionenpublikum. Unumstößlich ist Einaudi der im Klassik-Genre am meisten gestreamte Künstler. “Day 1” von “Seven Days Walking” verbreitete sich im März 2019 wie ein Lauffeuer im Netz. Allein am Tag der Veröffentlichung setzte es zwei Millionen Streams ab. Am Ende jener Woche beobachtete die britische Musikbranchen-Vereinigung BPI einen frappierenden Anstieg der Streams im gesamten Klassik-Bereich. Das Phänomen ging als der “Einaudi-Effekt” in die Musikgeschichte ein, berichtete das Magazin Rhinegold. Seine Fans zelebrieren in den sozialen Netzwerken jedes einzelne Kapitel seines musikalischen Wanderromans. Im September bringt Ludovico Einaudi den kompletten Siebenteiler als hochwertiges CD-Boxset heraus.  

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