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MIA.

Mia. 2015
12.01.2012
Es ist 1996 und auf einem Schulhof als die Geschichte von MIA. beginnt. Und es ist immer noch ein Spielplatz, auf dem sie heute ihre fünfte Runde dreht. MIA. ist ein kreativer Ort. Laut und voller Leben. Ein Heim für Menschen, die es ernst meinen mit sich, ihrer Kunst, ihrer Freundschaft und ihren Schwächen, die nie im Verborgenen kauern sondern als strahlende Songs prächtige Blüten tragen. “Tacheles” erneuert MIA. “Tacheles” findet wieder mal einen Weg an einen Ort, an dem die Band so noch nicht war.
Wie in dem Film “Being John Malkovich” stehen hier vier Menschen und eine fertige Platte plötzlich mitten in einem lebendigen Kopf. In einem umtriebigen Körper. In welchem? In dem von Sängerin Mieze! Dies ist kein Soloalbum. Es ist ein Miezealbum. Und zu behaupten, Mieze hätte sich auf diesem Album nackt gemacht, beschreibt nicht im Entferntesten das Ausmaß dessen, was sie auf diesem Album von sich preisgibt.
Ihr T-Shirt auszuziehen, hinter sich zu schmeißen und ihren Höschen die Beine hinunter gleiten zu lassen, wäre ein leichtes gewesen im Vergleich dazu, wie Mieze sich auf diesem Album entblößt, sich das Fleisch vom Körper reißt und ihre Innereien immer und immer wieder nach außen zerrt. Warum? Damit wir davon lernen? Nein. Damit sie überlebt! Dieses Album ist mehr Mieze als ihr Tagebuch. Weil es nicht nur Geschichten sammelt, sondern ein Leben reflektiert. Und zwar eins, das in der letzten Zeit nicht immer nur zu feiern hatte.
Die Musik auf “Tacheles” ist anders. Wieder einmal. Sie ist die glasig klare Reflektionsfläche für Miezes aufrichtige Therapie. Was früher ein opulentes Wandgemälde war, ist heute ein Spiegel, der zurückwirft was Mieze ihm vorwirft. Der gelegentliche Bombast vergangener Tage ist verflogen. Er hat Platz gemacht für Reduktion, für Beat, für Struktur. “Tacheles” erzeugt Spannung durch Reibung. “Tacheles” deprimiert nicht, aber es strahlt mit Dunkelheit. Auch das haben MIA. sich getraut. MIA. malen jetzt in dunkelbunt.
In der fünften Runde sind die Ansprüche der Band an ein MIA. Album gestiegen. Und denen ist man gerecht geworden. Es wird heißen, “Tacheles” sei elektronischer als seine Vorgängerinnen. Vielleicht ist es das. Aber vor allem ist es konzentrierter. Die große musikalische Geste belegt weniger Fläche, Emotionen kommen auf den Punkt, Brutales schlägt nicht wild um sich, sondern im Beat. Gary Numan, The Rentals, Indie-Pop, Gay-Disco, Moog, 80ies, New-Wave, Scissor Sisters, jede Menge Voyage Voyage, Nina Hagen und Prog Rock.
“Sturm” ergreift einen wahrhaftig im Sturm, “Fallschirm” beißt sich im Ohr fest, als wolle es in einem überwintern und in “Brüchiges Eis” weinen Miez und Andys Gitarren einen in die Tiefe. Und genau da will man hin. “Tacheles” ist keine Platte, die man öfters hören muss. “Tacheles” ist eine Platte, die man öfters hören will. “Tacheles” tritt keine Türen ein. Aber wenn du öffnest, dann bleibt es. Vielleicht für immer.
Ein Lied über die Liebe, eines über den Tod.
Eines über die Musik, eines über den Freiraum.
Eines über den Tag danach.
Eines über das Fliegen. Ohne Fallschirm.
Eines über dunkelbunte Energie, eines über den Kitzel.
Eines über brüchiges Eis, eines über die Stadt bei Nacht.
Und eines über das Rennen, als wäre der Teufel selbst hinter einem her.
Und hier sind wir nun. MIA. 2012.
Und wir wollen.
MIA.

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