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Biografie: Wie Blei in den Regalen

mickie krause webgrafik 2014
01.08.2006
MICKIE KRAUSE
“Wie Blei in den Regalen”

Es gibt nicht wenige Musiker, die sich damit brüsten, 100 Konzerte im Jahr zu geben. Mickie Krause kommt locker auf die doppelte Anzahl. Der König von Mallorca will schließlich sein Partyvolk bei Laune halten. Dabei kann sich der Regent zünftiger musikalischer Lustbarkeiten, der in Mallorcas Kultdisco RIU Palace mit seiner wöchentlichen Show zum Superstar avanciert ist, vor Angeboten vom Festland kaum retten. Längst ist Mickie Krause ein Jetsetter für jedes ausgelassene Fest, eine heiß begehrte und hoch dotierte Showgröße, von alpinen Skihütten bis zu nordischen Partyhochburgen. Jetzt geht Mallorcas beliebtester, erfolgreichster und meistbeschäftigter Entertainer nach seinen Bestsellern, dem kurios betitelten Debütalbum “Ok Folgendes (Meine größten Erfolge Teil 2)” (2001) und “Krause Alarm! Das beste Party-Album der Welt” (2003), wieder zum Angriff auf die Plattenläden über. “Wie Blei in den Regalen” heißt sein neues Meisterwerk der feucht-fröhlichen Hochstimmung, randvoll mit Hits und Hymnen für den kollektiven Partykollaps. Zugleich veröffentlicht Mickie Krause unter demselben Titel seine erste DVD, auf der man den Entertainer bei zwei Shows in voller Aktion erleben kann und zudem amüsante Einblicke in die Welt des etwas anderen Schlagerstars gewinnt.

Den Auftakt des Albums bildet sein jüngster Hit, der seit Wochen die deutschen Singlecharts belagert: “Laudato Si”, die kongeniale Verballhornung des Sonnengesangs von Franz von Assisi. Wann war schon zum letzten Mal ein Kirchenlied ein richtiger Hit? Die Mission des Mannes, dessen Werdegang vom Pfadfinder zum Partyprediger nun endgültig zur Legende geworden sein dürfte, hat eine neue Dimension erreicht. Auch die Adaption des Spirituals “Kumbaya” ist entwaffnend komisch. Mit seinem Faible für das Skurrile wird daraus “Kumbaja/Kumbanein” und mittendrin stimmt er mit “Danke für diesen guten Morgen” das aus den Sechzigern stammende Kirchenlied an. Kurzum, Mickie Krause ist mal wieder nichts heilig. Natürlich fehlen auf dem neuen Album auch nicht all jene Hits, mit denen Mickie Krause seine Shows in den letzten zwei, drei Jahren aufgerüstet hat. “Arschgeweih”, “Alle total versaut” und “Wirft der Arsch auch Falten” bilden das meisterliche Tripel-A der Schlager gewordenen Zoten. Derbe Lieder über nackte Tatsachen und flüssige Nahrung waren halt schon immer seine Stärke. Da macht auch “Wie Blei in den Regalen” keine Ausnahme.

Gemeinsam mit Gottlieb Wendehals, dem Grandseigneur des Schlagerklamauks, intoniert Mickie Krause “Sind Sie nicht die Frau für mich”, ein kleines Brevier für die galante Anmache – selbst wenn man nicht mehr ganz nüchtern ist. Frei nach dem Motto “Am Ballermann, da baggern wir die Frauen an” ist “Waidmanns Heil” ein weiteres Musterbeispiel, wie man aus dem männlichen Jagdinstinkt einen Gassenhauer schmiedet. Und ob hinter “Maria Krohn” eine scharfe Frau oder das scharfe Getränk steckt, bleibt am Ende offen. Fest steht, dass dieser brand(y)neue Song mit seinen U2-Gitarren und seinem zum Grölen verdammten Refrain ein weiterer Publikumsrenner zu werden verspricht. Das gilt auch für “Wir trinken alles, aber…”: Gesungen im Duett mit seinem Kompagnon Amaretto läuft Mickie Krause hier zu absoluter Hochform auf. Der ultimative Soundtrack für jedes Trinkgelage. Keine Sause ohne Krause. “Kellerloch” entpuppt sich als weiteres geniales Schunkellied für durchzechte Nächte, das alles mitbringt, um schon bald zum Karnevalsklassiker zu avancieren.

Das neue Album birgt aber auch ganz unerwartete musikalische Überraschungen. Etwa die schmissige Coverversion von Al Corleys 80er-Jahre-Hit “Square Rooms” oder die geniale Coverversion des Kinderfernsehklassikers “Kli Kla Klawitterbus”, die zukünftig auch noch manche Kindergeburtstage beschallen dürfte. Ein reines Vergnügen ist die verträumte “Ode an den Urlaub”: Basierend auf Francis Lais Filmmusik zu Claude Lelouchs feiner cineastischer Romanze “Un homme et une femme” schwingt sich Krause hier auf zu einer sentimentalen Liebeserklärung an Ballermann 6, der ersten Adresse für Stimmungsorgien zwischen Disco, Schlager und Trash, zwischen Durchdrehen und Delirium. Abgerundet wird das prallvolle Werk mit dem flotten “3er BMW”, ein Blitzmedley durch die eigene Hitwerkstatt: “Du bist zu blöd, um aussem Busch zu winken”, “Zeig doch mal die Möpse” und “Geh doch zu Hause du alte Scheisse”. Last but not least darf auch Mickie Krauses himmelhoch jauchzende Interpretation von “Oh wie ist das schön” nicht unerwähnt bleiben, die schon während der Fußballweltmeisterschaft für wahre Euphorieschübe sorgte und derzeit immer wieder Sturzbäche des Glückshormons Endorphin auslöst.

Die auf dem Album enthaltenen drei Live-Titel inklusive des Megahits “Zehn nackte Friseusen” fungieren durchaus als köstliche Appetitmacher auf die DVD “Wie Blei in den Regalen”, die gleich zwei komplette Live-Sets von Mickie Krause enthält. Ob als One-Man-Show auf der Bühne im RIU Palace oder mit Unterstützung seiner Band im Alando Palais Osnabrück, Krause hat von der ersten bis zur letzten Sekunde seine Fans fest im Griff, peitscht die Stimmung nach vorn und findet immer wieder Platz für spontane Improvisationen und Situationskomik. Damit nicht genug, präsentieren Krause und sein Kumpel und Co-Autor Amaretto auf der DVD eine höchst originelle Werkschau ihrer jüngsten musikalischen Streiche, wobei sich die beiden am Strand fläzen und wie Waldorf und Stadler über Gott und die Frauen flachsen. Hinzu kommen eine halbstündige Dokumentation, die den berühmt- berüchtigten Blick hinter die Kulissen wagt, zwei Videoclips, ein Interview und die für Fans unverzichtbare Bildergalerie. Drei Stunden Prachtaudienz beim König von Mallorca. Mehr Ballermann auf einer DVD geht wirklich nicht.

Mickie Krause ist längst schon in den Olymp deutscher Comedy-Originale aufgestiegen. Es sind so unvergessliche Ikonen dieses Geschäfts wie Frank Zander, Insterburg & Co, Harald Juhnke und Helge Schneider, die sein Schaffen geprägt haben mögen. Doch der westfälische Dickschädel hat letztendlich immer sein ganz eigenes Ding durchgezogen. Perfekt beherrscht Krause heute die Kunst, aus den hinterletzten Banalitäten coole Songs zu machen, dem Lebensgefühl am Ballermann seine Stimme zu verleihen. Wer einmal Mickie Krause bei einer seiner ausschweifenden Shows erlebt hat, der kann nur zu einem Schluss kommen: Dieser Mann ist zu Recht ein Kultstar. Dabei sollte man nicht unterschätzen, was für ein gnadenlos guter Musiker Krause ist. Auf der Bühne wird er zum Tier. Unvergesslich sein Auftritt im Plüschsaal des Kölner Vorzeigebordells Pascha, als er frei nach dem Motto “2001 – Odyssee durch die Halbwelt” völlig entfesselt selbst Songs von U2 zum Besten gab. Inzwischen ist sein Credo “First we take Mallorca, then we take the world” Wirklichkeit geworden. Mickie Krause schwimmt hoch auf der Welle des Erfolgs, getragen von Tausenden begeisterter Fans. Wenn noch irgendetwas zu seinem Glück fehlt, dann ist das der Grand Prix. In seiner momentanen Form ist er nah dran, sich diesen Traum zu erfüllen. Bis dahin dürften seine Fans jede Menge Blei aus den Regalen geräumt haben.

Juli 2006

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