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Biografie Genius Loves Company

Ray Charles mit Johnny Cash
30.07.2004

RAY CHARLES
“Genius Loves Company”

Ray Charles war zweifellos einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts. In seiner fast sechs Dekaden umspannenden Karriere veränderte er das Gesicht der populären Musik nachhaltig. Er erfand die Soulmusik, war nach Meinung vieler Kollegen einer der federführenden Architekten des Rock ‘n’ Roll und inspirierte mit seinem einzigartigen Vokalstil praktisch jeden Rock- und Soulsänger: von Steve Winwood über Al Green und Marvin Gaye bis Van Morrison und Joe Cocker. Keith Richards nannte ihn den ersten wahren Crossover-Musiker. Tatsächlich deckte der 13-fache Grammy-Preisträger das gesamte Spektrum der nordamerikanischen Populärmusik ab. Bei seinen über 250 Albumsessions nahm der Sänger und Pianist Gospelsongs auf, Soul, R&B, Blues, Jazz, Pop, Rock, ja sogar Platten mit Country & Western und klang doch immer wie Ray Charles. Hits wie “Georgia On My Mind”, “What’d I Say”, “Hit The Road Jack” und “I Can’t Stop Loving You” avancierten ebenso zu Evergreens wie seine brillanten Versionen der Beatlessongs “Yesterday” und “Eleanor Rigby”. Seine Interpretation von “America The Beautiful” bleibt eine der eindrucksvollsten.

Wie schön wäre es, wenn man “Genius Loves Company” als einen weiteren Meilenstein in der wahrlich umfangreichen Diskographie von Ray Charles ankündigen könnte, vielleicht noch versehen mit dem Hinweis, dass dieses Genie bereits an einem neuen Album arbeitet oder eine große Tournee vorbereitet. Gleichwohl ist dem leider nicht so. Ray Charles Robinson, wie er bürgerlich hieß, starb am 10. Juni 2004 73-jährig in Beverley Hills, knapp drei Monate nach der Fertigstellung des Duett-Albums, an dem er trotz schwerer Krankheit fast ein Jahr gearbeitet hatte.

“Ich dachte, es wäre einfach an der Zeit, Freunde, die ich liebe, und Künstler, die ich bewundere, zu mir ins Studio einzuladen, um mit ihnen live Songs einzusingen, so wie wir das früher in den 50er und 60er Jahren getan haben,” erklärte der Sänger noch im März die Intention von “Genius Loves Company”, kurz nachdem die Aufnahmen des ambitionierten Projekts mit einem bewegenden “Sorry Seems To Be The Hardest Word” von und mit Pop-Maestro Elton John endgültig abgeschlossen waren.

Der erste Freund und Weggefährte, der die Einladung ins Studio annahm, war der Vater des heutigen Blues, B. B. King, der bei dem von Lowell Fulson und Lloyd C. Glenn komponierten “Sinner’s Prayer”, das Ray Charles bereits in den frühen 50er Jahren eingespielt hatte, zur absoluten Höchstform auflief. Die älteste Aufnahme des Albums ist jedoch das mitreißende Duett mit Van Morrison “Crazy Love”, live aufgenommen während der Songwriter’s Hall Of Fame Awards anlässlich Morrisons Aufnahme in die ehrwürdige Ruhmeshalle im Juni letzten Jahres.

Insgesamt liest sich die Liste der Mitwirkenden, die zusammen nicht weniger als 79 Grammies auf die Waage bringen, wie ein Who is Who der besten und erfolgreichsten Künstler aus Gospel, Soul, Jazz, Rock, Country, Blues und Pop. Als Ray Charles' Duettpartner sind neben den bereits genannten dabei: Blue Note Superstar Norah Jones, Country-Ikone Willie Nelson, die R&B-Legende Gladys Knight, Jazz-Chanteuse Diana Krall, der populäre Crooner Johnny Mathis, der weiße Soul-Sänger und Komponist Michael McDonald (ex-Doobie Brothers), die Gitarristin und Sängerin Bonnie Raitt, der Singer/Songwriter James Taylor sowie Soul-Diva Natalie Cole. Mit der Tochter von Nat “King” Cole, der in den 40er Jahren das Idol des jungen Ray Charles war, entstand eine sinnliche Version von “Fever”.

Das Gros der einzelnen Sessions von “Genius Loves Company” nahm jeweils nicht mehr als einen Tag in Anspruch. Aufgenommen wurde meist in Rays eigenem, 1962 eingerichtetem und inzwischen zum historischen Wahrzeichen der Stadt Los Angeles erklärten Studio. Der Kern der Band bestand aus Tom Fowler am Bass, Ray Brinker am Schlagzeug, Randy Waldman spielte Piano, Irv Kramer Gitarre und der unvergleichliche Billy Preston steuerte geniale Hammond B3-Soli bei. Für die Produktion zeichnete neben John Burk, Vize Präsident von Concord Records, der legendäre Grammy-Preisträger Phil Ramone verantwortlich.

Bei den Songs handelt es sich neben einigen Kompositionen der jeweiligen Duettpartner wie “Crazy Love” aus Van Morrisons Albumklassiker “Moondance” und James Taylors “Sweet Potato Pie” in der Regel um All-Time-Favourites, die zum Teil seit Jahrzehnten zum Repertoire von Ray Charles gehörten. Eddie Arnolds alter Country-Hit “You Don’t Know Me”, den Charles 1962 auf seinem Meisterwerk “Modern Sounds In Country & Western” erstmals interpretierte, avancierte im Duett mit Diana Krall zu einer stimmungsvollen Bar-Room-Ballade. Mit Norah Jones an seiner Seite verwandelte er den Country-Song “Here We Go Again” aus seinem Album “Listen” von 1967 in einen kunstvollen Gospel-Blues. “Do I Ever Cross Your Mind”, ein Titel aus Charles' Countryphase der 80er Jahre, erwies sich im Duo mit Bonnie Raitt als Paradebeispiel für die Kombination von Country und Blues. Und Gladys Knights Beitrag zur ergreifenden Gospelode “Heaven Help Us” aus dem von Quincy Jones produzierten Album “A Message From The People” von 1972 weckte nach Ray Charles eigener Aussage Erinnerungen an seine alte Heimat Albany, Georgia, wo er am 23. September 1930 geboren wurde.

Besonders angetan war Ray Charles auch von Michael McDonald. Zehn Jahre zuvor hatte er dessen Version des alten Carole King Hits “Hey Girl” (Bobby Vee und Freddie Scott eroberten damit die Charts) gehört und daraufhin den Song in sein eigenes Konzertprogramm übernommen. Für die Duett-Version im klassischen R&B-Sound der 70er Jahre wechselte das Team auf die Soundstage der Warner Bros. Studios, wo der Song mit Unterstützung eines 63 Mann starken Orchesters mitgeschnitten wurde. In opulenter Pracht schwelgten auch die Streicher beim Treffen mit Willie Nelson auf dem Frank Sinatra-Juwel “It Was A Very Good Year” und im Duett mit Johnny Mathis bei dem Evergreen “Over The Rainbow”, den Ray Charles bereits vor vierzig Jahren auf dem Album “Ingredients In A Recipe For Soul” interpretiert hatte.

Die Kombination Ray Charles & Friends ist nicht neu. Im Laufe seiner Karriere holte er zahlreiche bekannte Künstler wie Guitar Slim, Jimmy Lewis, David “Fathead” Newman, Milt Jackson, George Jones, Chaka Khan, Aretha Franklin und Stevie Wonder als Partner ans Mikrophon. Mit Betty Carter produzierte er 1961 sogar ein ganzes Album, und auf “Friendship” von 1984 standen ihm populäre Country-Sänger wie Willie Nelson, Merle Haggard, Johnny Cash, Chet Atkins und Hank Williams Jr. zur Seite. Aber ein komplettes Album mit wechselnden Duettpartnern aus verschiedenen Genres gab es von ihm bislang nicht. Und auch, wenn es einen Vollblutmusiker seines Kalibers wohl kaum mehr geben wird und die Trauer um den Verlust eines der größten Musiker des vergangenen Jahrhunderts groß ist: Einen würdigeren Schlusspunkt als “Genius Loves Company” mit seinen zwölf kongenialen Duetten hätte Ray Charles kaum setzen können.

JULI 2004

Ray Charles –
Genius Loves Company
VÖ-Datum: 30.08.04

RAY CHARLES
“Genius Loves Company”

Die mitwirkenden Künstler über ihre Zusammenarbeit mit Ray Charles

“Ich bin ein treuer Fan von Ray Charles, seit ich ihn als Kind zum ersten Mal gehört habe. Als ich etwa zwölf Jahre alt war, gab mir ein Freund unserer Familie eine Box mit allen Ray Charles-Alben. Seitdem übt er einen starken Einfluss auf meine Musik aus. ‚Do I Ever Cross Your Mind' ist einer meiner Favoriten von seinen Country’n'Western-Alben und ich denke, dass der Song, im Duett gesungen, jetzt noch kraftvoller klingt. Ich habe mein Leben lang davon geträumt, mit Ray einmal im Studio zusammen arbeiten zu können, und Teil dieses Projekts gewesen zu sein, ist einer der stolzesten und bewegendsten Momente in meinem Leben.” (Bonnie Raitt)

“Mit Ray Charles zu singen, nur einen halben Meter von ihm entfernt, noch dazu live und begleitet von einem 63 Mann starken Orchester, war wie ein Traum. Unglaublich! ‚Hey Girl' machte diesen Moment noch außergewöhnlicher, da ich wusste, wie sehr Ray den Song liebte.” (Michael McDonald)

“Ich bin mit Ray Charles' Musik aufgewachsen und habe in ihm immer den Inbegriff des Soul-Man gesehen, wenn man so will, das Gegenstück zu Nat King Cole. Ray war ein musikalisches Genie am Klavier und als Sänger. Es gibt wohl keinen Musiker, der nicht davon träumt, dass seine Karriere so beständig und auf künstlerisch hohem Niveau verläuft wie die von Ray Charles. Seine Arrangements waren immer prächtig, voller Seele, gleichwohl elegant und er wusste, wie man Spaß hat. Ich bin stolz mit ihm an diesem ambitionierten Projekt gearbeitet zu haben.” (Natalie Cole)

“Unzählige Künstler wollten Ray Charles die Ehre erweisen und ich bin glücklich, dass viele von uns die Möglichkeit dazu erhalten haben. Ray und ich waren sehr gute Freunde. Mit ihm im Studio zu arbeiten, war jedes Mal eine außergewöhnliche Erfahrung. Wer hätte gedacht, dass Typen wie wir immer noch da sein und Songs aufnehmen würden. Das ist es, was das Projekt so besonders gemacht hat.” (Willie Nelson)

“Bruder Ray war der Beste. Es war großartig, noch einmal die Möglichkeit zu bekommen, mit langjährigen Freunden wie ihm und Billy Preston zusammen zu arbeiten. Wir waren eine echte Sehenswürdigkeit: drei Veteranen, die sich durch diesen historischen Blues-Track brennen. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie viel es mir bedeutet hat, mit Ray auf einem seiner ganz frühen Hits im Duett zu singen.” (B.B. King)

“Wenn Leute Ray Charles erwähnen, lächele ich immer nur. Sein Lächeln, seine Stimme, seine Musik waren immer voller Freude. Für ‚Genius Loves Company' nahmen wir einen meiner Songs auf, ‚Sorry Seems To Be The Hardest Word', den er schon im letzten Jahr bei einem Konzert gesungen hatte. Das hat mich glatt umgehauen. Ray Charles interpretiert einen meiner Songs auf der Bühne. Es war großartig, mit ihm im Studio zu sitzen und mit ihm zu singen. Es ist unglaublich beeindruckend, mit jemandem zusammen zu arbeiten, für den Musik so viel bedeutet hat. Seinen Einfluss auf meine Karriere kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Alles, was er veröffentlichte, habe ich gekauft. Er verfügte über eine der größten Stimmen aller Zeiten. Deshalb war es für mich eine sehr emotionale Erfahrung mit ihm zu arbeiten.” (Elton John)

“Im selben Studio mit Ray Charles zusammen zu sein, hat mich total nervös gemacht. Er war nicht nur irgendein Sänger und Musiker oder irgendeine Ikone. Er war der Beste der Besten. ‚Over The Rainbow' ist ein wundervoller Song und er passte uns beiden perfekt. Ich war völlig aus dem Häuschen wegen des Arrangements. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie die Leute auf die fertige Aufnahme reagieren, denn so dynamisch haben sie den Song noch nie gehört. Mit Ray zu arbeiten war ein Privileg und der Höhepunkt meines Lebens.” (Johnny Mathis)

“Ich liebe alles an Ray Charles. Er kann jeden Song singen und es klingt doch immer wie Ray Charles und dazu noch großartig. Nichts, was ich sagen könnte, würde ihm auch nur annähernd gerecht. Kein anderer Musiker hat mich so stark beeinflusst. Ich konnte es erst nicht glauben, dass ich mit ihm singen sollte. Es war eine große Ehre.” (Norah Jones)

“Wenn ich mit Ray aufgetreten bin oder einen Song aufgenommen habe, war ich mir immer der Gegenwart von Größe bewusst. Er war eine wirkliche Legende in seiner und meiner Zeit. Es war immer eine Ehre, mit ihm zu arbeiten. Während ich aufwuchs, lernte ich so viel von Ray. Ich bin gesegnet damit, jemanden wie ihn als Mentor gehabt zu haben, der mir so viele große Dinge über das Leben und das Musikbusiness beigebracht hat.” (Gladys Knight)

“Mit Ray Charles im Duett ‘Crazy Love’ zu singen war ein großes Vergnügen. Die Arbeit mit einem solchen Genie war sehr inspirierend. Ray ist jemand, den ich bewundere, seitdem ich Musik mache. Er war ein Soulbrother im wahrsten Sinne des Wortes.” (Van Morrison)

“Es ist ein besonderes Privileg, sagen zu können, du hast mit Ray Charles aufgenommen. Sich seiner Musikalität zu stellen, war immer eine besondere Erfahrung. Er gab das Tempo für uns alle vor. Die Zeit, die ich mit ihm und unseren Gastkünstlern verbracht habe, war eine besondere Herausforderung, aber das Resultat ist große, von Herzen kommende Musik.” (Phil Ramone)

Juli 2004

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