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The Naked And Famous

The Naked And Famous_2011
05.01.2011
Jedes Kind weiß, dass Songs, die was taugen, im Handumdrehen Stimmungswechsel hervorrufen und für ein Wechselbad der Gefühle sorgen können: Zwischen dem absoluten Glücksrausch und dem temporären Versinken in tiefster Trauer liegen bisweilen nur ein paar Akkorde, in nur drei Minuten kann hier alles passieren. Vorübergehend katapultiert die Musik einen in eine Zone, in der nichts unmöglich, nichts außer Reichweite ist. Der neueste Beweis für die Existenz dieses grandiosen Phänomens, dieses Potenzials hört auf den Namen The Naked And Famous und stammt vom anderen Ende der Welt, aus Neuseeland.
Hinter besagtem Namen verbergen sich vier Jungs und ein Mädel aus Auckland, denen es mühelos gelingt, die Ausgelassenheit und die Art von Hooks, wie man sie von den relevanten Electro-Pop-Acts der Stunde kennt, mit etwas ganz anderem zu vereinen – etwas Größerem, Tiefgründigerem, Atmosphärischerem. Diese besondere Mischung hat The Naked And Famous in ihrer Heimat schlagartig zum Durchbruch verholfen – die Single “Young Blood” stieg in der ersten Woche auf Platz #1 in die neuseeländischen Charts ein, genau wie ihr Album “Passive Me, Aggressive You”, das dort schon seit ein paar Monaten erhältlich ist; zwei Veröffentlichungen übrigens, die in ihrer Heimat auf dem bandeigenen Label Somewhat Damaged erschienen sind –, und schon damit war klar, dass ihr Sound kein lokales Kiwi-Phänomen bleiben, sondern schon bald über die Landesgrenzen bis in die Nordhalbkugel überschwappen sollte…
In den vergangenen Monaten hat sich der Hype um sie wie ein Flächenbrand ausgebreitet, so dass sich andere Newcomer und Hype-Acts schon bald hinten anstellen mussten: Ihre Tracks schlugen im letzten halben Jahr in der Blogosphäre wie eine Bombe ein, waren im Handumdrehen überall und in aller Munde, und ein erster Höhepunkt war schließlich mit der internationalen Veröffentlichung von “Young Blood” erreicht, denn sie Single erschien auf einem der wohl stilsichersten Poplabels überhaupt: Neon Gold (Marina And The Diamonds, Ellie Goulding etc.). Inzwischen haben The Naked And Famous nicht nur ihren Teil der Welt erobert und mit Fiction Records das passende Label für den internationalen Eroberungszug gefunden, denn mit “Passive Me, Agressive You”, das nun auch im Rest der Welt erscheint, dürften die kommenden Monate überaus hektisch für die fünfköpfige Band werden. Wie bei ihrer Musik und den daraus resultierenden Stimmungen ist auch hier alles drin…

Thom
und Alisa lernten sich 2008 während des Musikstudiums kennen und taten sich als Songschreiberteam zusammen; damit stand der kreative Kern von TNAF auch schon. Aaron, ein alter Schulkollege von Thom, war am selben College eingeschrieben und gesellte sich schon wenig später als Produzent dazu, wenn die beiden spät abends in den Aufnahmeräumen der Hochschule oder in irgendwelchen Schlafzimmern an ersten Songideen herumfeilten. Diese Ideen wiederum landeten schon bald auf ihren ersten Veröffentlichungen – den beiden EPs “No Light” und “This Machine”.
Zu diesem Zeitpunkt ging es Thom und Alisa in erster Linie um die Arbeit im Studio; Live-Auftritte und die Suche nach weiteren passenden Mitstreitern dafür waren zweitrangig. Nachdem sie dann jedoch die ersten gemeinsamen Gehversuche im Rampenlicht gemacht hatten, zunächst mit der Unterstützung von irgendwelchen Gastmusikern, konnten sie Aaron dazu überreden, seine Rolle als Tontechniker hinter den Kulissen zu erweitern und ab sofort alles auf der Bühne zu erledigen, was mit Knöpfen und Reglern und Tasten zu tun hatte. Sprich: Aaron war nunmehr offiziell ihr Mann fürs “Gefrickel”. Schließlich fand das Trio mit Jesse und David, zwei weiteren Buddys aus High-School-Tagen, auch noch die passende Besetzung für die Rhythmussektion. Das ganze Jahr 2009 verbrachten TNAF im Proberaum, feilten an ihrer Show und unzähligen neuen Demosongs, und nach und nach wuchs ihr Sound zu demjenigen massiv-explosiven Gemisch aus leinwandgroßen und epischen Klangwelten und eingängigen Hooks heran, das inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden ist.
“Ich glaube, dass die meisten wirklich großen Popsongs einen so sehr bewegen, weil sie ganz tiefe Gefühle oder tief sitzende Erinnerungen ansprechen”, meint Alisa. “Nur weil es Songs sind, zu denen man feiern oder tanzen kann, bedeutet das ja nicht, dass man darin keine anspruchsvollen Themen behandeln oder nichts ansprechen darf, was auch mal wehtut.” Und während ihre Songs täglich häufiger im Radio zu hören waren und auch sonst ordentlich die Runde machten, wurde auch die lose Verwandtschaft mit anderen Synthie- und Dance-Acts immer deutlicher – denn ihr Name wurde nun immer häufiger mit Empire Of The Sun, MGMT und, na klar, LCD Soundsystem in einem Atemzug genannt.
Ihr Debütalbum “Passive Me, Aggressive You” haben TNAF in unterschiedlichen kleinen Studios im Großraum Auckland aufgenommen: Wie üblich war es der bekennende “Kontrollfreak” Thom, der im Studio die Fäden in der Hand hatte; während Aaron, der sich mit Thom auch die Rolle des Produzenten teilte, immer wieder seinen elektronischen Senf dazugab, war Alisa für einen Großteil der Melodien verantwortlich.

Die beiden Singles “Young Blood” und “Punching In A Dream” dürften für die Welt der dreidimensionalen Synthie-Hymnen schon bald denjenigen Stellenwert haben, den MGMT-Klassiker wie “Time To Pretend” und “Kids” für das Psychedelic-Revival vor ein paar Jahren hatten. Andere monumentale Album-Highlights, so das unglaublich massive “No Way” oder das treibende Stück “Eyes”, ziehen einen auf ziemlich schräge Weise magisch in ihren Bann. “Jilted Lovers” hingegen zeichnet sich durch eine überaus krasse Dissonanz aus, die an Nine Inch Nails erinnert (übrigens derjenige Name, auf den sich alle in der Gruppe einigen können), während es bei “A Wolf In Geek’s Clothing” ähnlich stürmisch zur Sache geht, nur dass TNAF in diesem Fall so weit gehen, dass sie mal eben alles mit dem Klangteppich platt walzen. Ob sie nun flüchtige Melodienbögen wie die von “The Source” kreieren oder krasse Glitch-Refrains im Soundbett ersticken (“Spank”), steht eines fest: The Naked And Famous haben keine Angst, diejenigen Grenzen zu dekonstruieren, in denen sich Indie-Bands normalerweise bewegen. Das Resultat ist ein Album, das gerade in Zeiten von schnellen Track-Downloads und flüchtigen Hörerlebnissen als Ganzes funktioniert und schon deshalb aus der Menge hervorsticht.
Dabei gibt es da noch einen Song: Jeder, der das Glück hatte, TNAF schon mal außerhalb ihres “natürlichen Lebensraums” (dem Studio nämlich), also auf der Bühne zu erleben, wo ihre Songs noch satter und berauschender klingen, wird bezeugen können, dass “Girls Like You”, der letzte Track des Albums, die wohl monumentalste Nummer von allen ist. Womöglich ist es sogar ihr bester Song: der perfekte Clash von astreinen Mitsing-Hooks und unwirklichen Soundexperimenten, die aus irgendeinem Paralleluniversum zu stammen scheinen.

Wer also sind The Naked And Famous? Eine Band, die einen tiefen Krater in der Musiklandschaft des noch jungen Jahres 2011 hinterlassen wird; eine Gruppe von Klangvisionären vom anderen Ende der Welt, die alles auf eine Karte setzen, kein Blatt vor den Mund nehmen, Tanzbares und Tiefgründiges vereinen und genau darum schon längst Kurs auf die internationalen Charts aufgenommen haben.
 

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