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Ein Russe in Caracas

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©Mathias Bothor
04.02.2009
Stardirigent Gustavo Dudamel erfüllt sich einen Wunsch. Mit dem Símon Bolívar Youth Orchestra of Venezuela spielt er Tchaikovskys „Symphony No.5″ und die Orchesterfantasie „Francesca da Rimini".
In seiner Heimat gehört Tchaikovsky zum kulturellen Alltag, auch wenn das auf den ersten Blick verwundern mag. „Er gehört zu unserer Erziehung", erklärt der 28-jährige Dirigent und Botschafter einer neuen Musikergeneration Gustavo Dudamel. „Wenn man Geige lernt, muss man sich zunächst mit den Tonleitern von Carl Flesch herumschlagen, und so ist Tchaikovsky bereits ein fester Bestandteil unserer Kultur, wenn wir größer werden und das, obwohl Venezuela so weit von Russland entfernt ist. Ich erinnere mit an ein Konzert unlängst, bei dem ich das Símon Bolívar Youth Orchestra unter Beteiligung seiner Gründungsmusiker dirigiert und dabei in der ersten Hälfte Mahlers fünfte Symphonie und im zweiten Teil Beethovens Fünfte gespielt habe. Als wir fertig waren, standen viele junge Leute auf und riefen uns zu: ‘Bitte den letzten Satz von Tchaikovsky Vier’, vergleichbar einem Popkonzert, bei dem das Publikum nach seinen Lieblingsliedern verlangt".
Kein Wunder also, dass nach Beethoven, Mahler und „La Fiesta" nun auch Tchaikovsky auf dem Plan Gustavo Dudamels und seines Ensembles steht. Und dass die „Symphony No.5 in E minor op.64″ und die Orchesterfantasie „Francesca da Rimini op. 32″ vor Ort am Brennpunkt der Begeisterung, der Sala Simón Bolívar im Centro de Acción Social por la Música in Venezuelas Metropole Caracas aufgenommen wurde. Es ist einer der Ausgangspunkte, von wo aus das weltweit bislang einzigartige Musikerziehungsprojekt ‘Sistema’ seinen Siegeszug begann, und dem sich Gustavo Dudamel weiterhin verpflichtet fühlt, auch wenn er international inzwischen in den bedeutendsten Konzerthäusern gastiert. Für sieben Abende etwa wird er im März in Berlin Station machen, unter anderem, um an der Staatsoper Unter den Linden Mozarts „Don Giovanni" zu dirigieren. London, Spanien und Portugal stehen auf dem Plan der kommenden Wochen, im Anschluss daran wird er seine Stelle als Musical Director der Los Angeles Philharmonic antreten.
Es ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte, vom Jugendorchester an die Spitze der Dirigentenriegen, und doch ist das Símon Bolívar Youth Orchestra noch immer eines von Gustavo Dudamels Lieblingsorchestern. Wenn man das Team mit Tchaikovsky erlebt, dann wird auch klar warum. Denn hier ergänzen sich Inspiration und Kompetenz, jugendlicher Überschwang und romantische Emotionstiefe zum betörenden Gebräu: „Es hat etwas damit zu tun, dass man beim Spielen von Tchaikovsky sich sofort in ihn verlieben kann. Seine Melodien sich so großartig und dankbar und er agiert mit den Harmonien so perfekt. Die Motive sind oft einfach und leicht verständlich  und das ist wichtig für unser Orchester, die Struktur einer Symphonie unmittelbar zu erfassen". Am Ende kommt dann Musik heraus, die nicht nur junge Leute bei der Seele packt.

Mehr Informationen unter www.klassikakzente.de/gustavodudamel

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