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Hermann Prey – Meistersänger

16.07.2004
Am 11. Juli wäre Hermann Prey 75 Jahre alt geworden. Doch wenige Tagen nach seinem 69. Geburtstag starb der international renommierte Bariton am 22. Juli 1998 überraschend im oberbayerischen Krailing an den Folgen eines Herzinfarktes. Für die Welt der Klassik war es ein schwerer Verlust, denn Prey gehörte zu den beliebtesten, weil vielseitigsten Sängern seines Fachs. Ein Blick in den Katalog genügt, um einige seiner künstlerischen Facetten wieder in Erinnerung zu rufen.
Von klein auf wollte Herrmann Prey Sänger werden. Am 11. Juni 1929 in Berlin geboren, trat er als Zehnjähriger in den dortigen Mozartchor ein. Nach dem Krieg setzte er seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule fort und avancierte schnell zu einem der vielversprechenden Newcomer seiner Generation. Seinen ersten Liedabend gab er 1951, ein festes Engagement folgte 1953 an das Wiesbadener Staatstheater, wo er als “Moruccio” in Eugene D’Alberts “Tiefland” sein Operndebüt gab. Den Durchbruch jedoch schaffte er erst drei Jahre später, als er an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Figaros in Rossinis “Der Barbier von Sevilla” brillierte. Damals gehörte Prey bereits zum Ensemble der Hamburger Oper, bald darauf sollte er seine Kunst in der Rolle des Papagenos in Mozarts “Zauberflöte” präsentieren.
 
Sie wurde zu einer seiner Glanzpartien, von Publikum und Kritik gefeiert, und führte ihn 1967 auch zur der berühmt gewordenen Inszenierung an der Metropolitan Opera, für die Marc Chagall die Kostüme entworfen hatte. Überhaupt war das New Yorker Haus seit 1960 bereits eine seiner Stammbühnen geworden, wo man ihn ebenso wie in Salzburg, Bayreuth oder an Covent Garden regelmäßig bewundern konnte. Preys Repertoire umfasste in den damaligen Jahren neben Mozart auch zahlreiche Strauss und Wagner-Partien. Darüber hinaus fühlte er sich im Operetten- und Liedfach zuhause. Er sang viel Schubert, ohne sich darauf zu beschränken. Im Jahr 1981 rief er im schwäbischen Bad Urach die Herbstlichen Musiktage ins Leben, 1992 wurde er zum Professor ernannt. Als Sänger, Pädagoge und Lobbyist hat er das nachkriegsdeutsche Kulturleben nachhaltig beeinflusst und wurde durch populäre Platten wie etwa mit seinen Weihnachtslieder auch weit über den Kreis der Klassikliebhaber bekannt.
 
Preys schöpferische Arbeit umfasste sehr unterschiedliche Gebiete. Vor wenigen Wochen erst ist beispielsweise die legendäre Aufführung von Joseph Haydns “Schöpfung” von 1965 wieder veröffentlicht worden. Damals hatte Herbert von Karajan zum Abschluss der Salzburger Festspiele ins Große Festspielhaus gebeten und eine ergreifende Interpretation des monumentalen Werkes geboten, an dessen Wirkung Prey durchaus beteiligt gewesen war. Ein anderer Höhepunkt waren die Aufführungen der “Zauberflöte” unter der Leitung von Sir Georg Solti mit Papageno Prey, die 1972 auf Bändern festgehalten wurde. Bald darauf widmete er sich wiederum einem außergewöhnlichen und enorm umfangreichen Unterfangen. In vier Abschnitte erschienen von 1974 an die Zusammenstellungen der “Lied-Edition”, die den Hörer von Walter von der Vogelweide bis in die Gegenwart führten. Und schließlich waren da noch die Schubert-Zyklen, die “Schöne Müllerin” zum Beispiel, die er 1972 gemeinsam mit Leonard Hokanson am Klavier für die Nachwelt festhielt. Was auch immer Prey sang, es wurde zum Juwel. Schon deshalb lohnt es sich, ein wenig im Archiv zu stöbern.

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