Ich + Ich | News | "..und keine Grenze, die uns trennt" (aus "Universum")

“..und keine Grenze, die uns trennt” (aus “Universum”)

Ich + Ich-Gute Reise-2009
13.10.2009
Die große Fahrt geht weiter. Rund viereinhalb Jahre nach ihrem Debütalbum setzt das Berliner Duo Ich+Ich eine nächste Zäsur in ihrem kontinuierlichen Produktionsprozess. Trotz stetiger Live-Präsenz lief die Sound- und Songarbeit seit der letzten Platte “Vom Selben Stern” im Sommer 2007 ohne Kunstpausen weiter. Die einzigartige Band-Konstellation von Ich+Ich macht es möglich.

"Da ich mich von Beginn an vom Tourbetrieb freigesprochen habe, konnte ich einfach weiter an den Songs arbeiten“, sagt Annette Humpe. “Mal abgesehen von meinen Aufgaben und Pflichten als Mutter.” Sänger und Frontmann Adel Tawil ergänzt: “Unser drittes Album ist für mich eine Symbiose aus Live und Studio. Meine Stimme hat sich durch die vielen Auftritte weiterentwickelt. Sie ist rauer und ein Stück weit auch erwachsener geworden. Das haben wir in das Album mit eingebracht. Wenn auch unbewusst und ohne jede festgelegte Konzeption.”

Als Ich+Ich seinerzeit noch namens- und masterplanlos ihr musikalisches Projekt starteten, hätte wohl niemand – am wenigsten sie selbst – damit gerechnet, welche außerordentlichen Erfolge ihre “odd-couple-Formation” einmal erzielen würde. Mit über 1.25 Millionen verkauften Tonträgern und drei Gold- bzw. Platin-Singles in direkter Folge, haben Ich+Ich das erfolgreichste deutsche Popalbum der Jetztzeit produziert. Und dass ohne großen Rummel oder gar medienträchtiger Skandale und Skandälchen. Sie sind einfach nur Musik. “Dazu kommt sicherlich, dass Annettes emotionale Texte ein wirklich breites Publikum erreichen”, ergänzt Adel Tawil. “Und wie ich aus vielen Live-Begegnungen weiß, sind die Leute wirklich berührt. Das geht durch alle Gesellschaftsschichten. Von Teenies bis zu alten Ideal-Fans. Wir sind ja nie als Jugendkultur-Ding angetreten, das schwer progressiv und Avantgarde sein wollte. Wir waren und sind Pop. Und irgendwie hat diese Formel ein nachhaltiges Publikum gefunden.”

12 Songs haben sich schließlich aus diesem Arbeitsprozess für die finale Version von “Gute Reise” herauskristallisiert. “Im Studio entsteht mit Adel Tawil, Florian Fischer und Sebastian Kirchner daraus ein lebendiges Gebilde. Mal sitzt die ursprüngliche Variante nach wenigen Takes. Mal ringen wir um jede Strophe.” Die von Adel Tawil angesprochenen Live-Erfahrungen äußern sich in sorgfältig reduzierten Episoden. Lebens- und Liebes-Erfahrungen sind auf diese Weise in dichten (Sound)Bildern verwoben. Vom eher opulenten “Es tut mir leid” bis zur verhaltenen Slow-Waltz-Variante “Alleine Tanzen” haben Ich+Ich sehr sorgfältig auf Feinheiten geachtet, ohne in einen angeberischen Manierismus zu verfallen. “Natürlich sind wir akribische Arbeiter, das ist ja bekannt”, betont Annette. “Aber dabei haben wir stets die Pop-Komponente im Sinn.” Augenfällig (weil aus dem “flow” fallend) sind die beiden Songs “Danke” und “Die Lebenden und die Toten”, in denen Annette Humpe das Mikrophon übernimmt. Mal abgesehen von der jugendlichen Frische und Unbekümmertheit, die ihre Stimme ausstrahlt, ist es die Themenwahl, die aus dem Ich+Ich-Sujet herausragt: “Danke” ist eine fast schon euphorische Hymne an die sprichwörtlichen kleinen Leute, die täglich ihren beschwerlichen Job schieben. Krankenschwestern, Müllmänner, TaxifahrerInnen… “Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen”, sagt Annette Humpe zu ihrer Version der “Fanfare to the common man.”
Es ist wohl eine Konzeption der größtmöglichen Freiheit innerhalb einer festen Formation, die Ich+Ich so herausragend machen. Adel Tawil sagt, er sei “100% Ich+Ich” und hat gleichzeitig mit Cassandra Steen (“Stadt”) einen Nummer-Zwei-Dauerhit in den deutschen Charts. 2007 konnte er gemeinsam mit Rapper Azad im “Prison Break”-Titelsong gar Platz Eins erringen. “Das sind mehr oder weniger Glückstreffer”, wiegelt er ab, „entstanden aus der Zusammenarbeit mit Musikern, die ich schätze. Als diese schließlich so abgegangen sind, war ich längst wieder mit Ich+Ich auf Tour." Wenn Annette eher nebenbei erzählt, dass sie wiederum an einem Jazzalbum arbeitet, das auf einem spezialisierten Indielabel erscheinen wird, merkt man einmal mehr, dass hier wahre MusikerInnen sprechen, die sich zwar POP auf die Fahnen geschrieben haben. Die aber auf die Untiefen und den überkommenen Lebens- und Verhaltensstil althergebrachter Popstars getrost verzichten können."

Auch 2009 haben Ich+Ich das Spektrum der Popmusik mal wieder ein Stück weit vorangebracht. Mehr kann man in Zeiten dauernder Retro-Bewegungen eigentlich nicht verlangen.

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