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Noisey Bompton: Kendrick Lamars Wurzeln im Problembezirk

Kendrick Lamar Pressebild 2015
22.02.2016
Kendrick Lamar ist genau wie Dr. DreStraight Outta Compton”: So viel wissen wir schon. Wie schwer das Aufwachsen im amerikanischen Problem-Vorort Compton für den Grammy-Abräumer wirklich war, zeigt uns jetzt Noiseys aktuelle, sechsteilige Doku-Reihe Noisey Bompton. Reporter Zach Goldbaum erlebt in den ersten zwei Teilen als Gast in Lamars altem Freundes- und Bekanntenkreis hautnah den Alltag im Ghetto mit. Dabei geht es augenscheinlich um die Abwärtsspirale aus Drogenkonsum, Gewalt und Gangrivalitäten, aber auch um das ungenutzte Talent, was in den Kids schlummert.

Teil 1: Vom Gangmember zum Rapstar – Kendrick Lamars Aufwachsen in “Bompton”

Kaum jemand wird glauben können, dass die steile Hip-Hop-Karriere Kendrick Lamars ihre Wurzeln im Poesie-Unterricht seiner Schule nahm. Doch genau hier entdeckte er, zwischen Pausenkämpfen und Drogenmissbrauch, seine Liebe zum Schreiben – und letztendlich zum Rappen. Seine Heimat ist Compton, in Gangkreisen besser bekannt als Bompton - wie die dort ansässigen Bloods es nennen. In seinen Alben “Good Kid, M.a.a.d. City” und “To Pimp A Butterfly” schildert der 28-Jährige seine Erfahrungen in seiner ehemaligen Hood. Hinter Songs, die wie Partytracks klingen, stecken traurige Geschichten. “Ich spreche über meine Realität”, erklärt er Goldbaum.
Wir bekommen zudem tiefe Einblicke in den Alltag an High Schools, bei denen der “American Dream” alles andere als zum greifen nah scheint. Und wir lernen Lamars besten Freund aus Kindertagen kennen. Er hört auf den Namen Lil L und führt Reporter Zach an Schauplätze, die viel über das skrupellose Leben in Gangs erzählen. Und das nicht ohne stilecht Plastikbecher und Champagnerflasche mitzunehmen. 

Teil 2: Zwischen Schusswaffen und Nachwuchstalenten 

Im zweiten Teil der Dokumentation sind wir zu Gast bei Lil Ls Großmutter. In ihrem Wohnzimmer hängen neben Michael Jackson und Prince, auch Tupac und Snoop Dogg im Großformat an den Wänden. Sie erzählt unverblümt von der grausamen Realität, der sie schon vor 40 Jahren im kalifornischen Compton ausgesetzt war. Dieser Tage stellt jedoch die Musik den Lichtblick für viele junge Bewohner des Vororts von Los Angeles dar. Kendrick Lamar sieht das so: “Viele Kids hier draußen bemerken das Talent und Potential, das in uns steckt. Das kann wirklich Grenzen einreißen.”

Teil 3: Hinter Gittern statt in den Charts – “Live from Rosecrans”

Comptons Musiker-Nachwuchs besteht nicht nur aus gestandenen Gangmitgliedern, wie der 14-jährige Rjizzle Westbred beweist. Er moderiert mit seiner Mutter im Hinterzimmer eines Restaurants eine Radioshow. In Slang und Grundhaltung steht er den erwachsenen Rappern, die er während der Aufnahmen interviewt, in nichts nach. Unter den Radiogästen ist unter anderem Hitta J3. Der passionierte Musiker lädt Reporter Zach Goldbaum in seine Hood Rosecrans ein, in der gleich mehrere Generationen seiner Familie ansässig sind. 

Bereits sieben mal stand der Nachwuchsrapper in einem Kugelhagel verfeindeter Gangs. “Er wäre beinah in meinen Armen gestorben”, erzählt seine Mutter aufgelöst. Dabei betont Freund Kendrick Lamar im Interview über ihn: “Er hat so viel Potential.” Leider fällt nur drei Wochen nach den Aufzeichnungen von Noisey Bompton Hitta J3s Rap-Karriere dem “Ganglife” zum Opfer. Er landet im Gefängnis.

Teil 4: Glaube und Musik verbinden über Generationen

Man mag es kaum glauben, doch neben dem Dealen, dem Driften mit Low Ridern und dem Gangster-Attitude, ist vielen Bloods der Glaube an Gott essentiell wichtig. “Hier sind Leute unter uns, die sich wirklich Gedanken machen. Die etwas Tieferes verfolgen, eine andere Mentalität und Moral im Herzen haben. Und an noch etwas anderes glauben als an Waffen”, sagt Lamar. Pastor Michael Fisher ist in Compton aufgewachsen. Er spricht darüber, wie der von Gewalt bestimmte Alltag alle Bewohner verbindet, wie sehr alle letztendlich nur hoffen, dass ihre Familienmitglieder jeden Tag gesund zu ihnen zurückkehren. 
Das Zentrum jener Kriminalität und Gewalt ist eine Ecke “Bomptons” namens Campanella Park Piru. Eine Gegend, in der Gebiete der Bloods und der feindlichen Crips aneinander grenzen. Hier ist “enemy on enemy” (“Feind an Feind”), heißt es. Die Bewohner nennen sich Pirus und präsentieren den Begriff stolz als Tattoo auf ihren von Schussnarben übersähten Körpern. Auf die Frage, ob Compton seither sicherer geworden sei, antwortet der junge Pastor nur: “Meines Eachtens ist es nicht so. Denn ich mache die Beerdigungen.” 

Teil 5: Gangster mit dem Traum von Auto, Haus und Familie 

“Ich werde hier eines Tages rauskommen”, ist sich Lil L sicher. Der Schulfreund Lamars träumt von einer Zukunft in einem großen Haus mit Kindern, die nicht um ihr Leben bangen müssen – eigentlich ein ganz bescheidener Wunsch eines jungen Menschen. Ein Beispiel dafür, dass auch im größten Chaos eine ganz normale Karriere möglich ist, ist sein Kumpel Bad News. In Teil 5 der Doku Noisey Bompton lernen wir sein Catering-Unternehmen kennen. Es nennt sich Trap Kitchen L.A. und beliefert Rap-Größen wie Tyga mit klassischem Soulfood. Das Konzept geht auf. Dabei war Bad News einmal Mitglied der Todfeinde Crips. 

   

Teil 6: “We’re Gonna Be Alright”: Kendrick Lamars hoffnungsvolle Hymne

Eröffnet wird der finale Teil der Dokumentation mit dem Hit-Track “Alright” – selbstverständlich von Kendrick Lamar. Sein Album “To Pimp A Butterfly” bekommt von Pastor Michael Fisher, dem wir bereits in Teil 4 begegnet sind, großen Zuspruch. “Kendrick Lamar geht es um Bewusstsein. Er tut sein Bestes, diese Generation davon zu überzeugen wieder ihren Verstand zu benutzen”, so Fisher. Was definitiv deutlich wird, ist, dass Lamar durch seinen erfolgreichen Absprung aus dem Gang-Sumpf, auch seine alten Freunde beeinflusst. Sie wollen etwas aus ihrem Leben machen, möchten ihren Kindern etwas bieten und nicht in ständiger Todesangst leben. Und sie überdenken sogar das alte Feindbild von anderen Gangs.
Feierliche Schluss-Szene der detailierten Doku-Reihe ist der gemeinsame Auftritt von Kendrick Lamar und Freund Lil L vor tausenden von Fans. Was den Erfolg des 28-jährigen Chartbreakers ausmacht, ist neben einer großen Menge Talent, sicherlich auch die Treue zu seinen Wurzeln. Er schwebt nicht über den Dingen – auch wenn es im Video zu “Alright” so scheint. “Uns wird es gut gehen”, beteuert er im Song.

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