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Biografie 2013

The weeknd 2018
06.09.2013
The Weeknd
Kiss Land – 6. September 2013
Nie klang die Kehrseite der R&B-Themenpalette – Lust und Laster, Rausch und Partys und Sex – so abgründig und genau deshalb so anziehend wie bei The Weeknd: Mit seinen verstörend-eingängigen Comedown-Soul-Songs mit permanentem NSFW-Faktor hat er schon 2011 im Alleingang die gesamte Netzwelt auf den Kopf gestellt. Nachdem sein offizielles Debütalbum Trilogy Ende letzten Jahres schließlich auch die offiziellen Charts erobern sollte (#4 in den USA), veröffentlicht Abel Tesfaye, so The Weeknd bürgerlich, im August sein neues Werk Kiss Land, das er selbst nicht ohne Grund als sein “erstes richtiges Album” bezeichnet. Dieses Mal sind seine abgründigen Klangvisionen von Erfahrungen in der ganzen Welt gespeist… 
“Ich hab bis zu meinem 21. Lebensjahr kein einziges Mal meine Heimatstadt Toronto verlassen”, berichtet der heute 23-Jährige. “Trilogy handelte dementsprechend nur davon, was ich mir in meinen eigenen vier Wänden ausgemalt habe. Auf Kiss Land setze ich diesen Ansatz fort, beziehe nun aber auch die ganzen Erfahrungen mit ein, die ich seither überall in der Welt gesammelt habe.”
Bekannt für seine apokalyptisch-eingängigen Klangwelten zwischen sphärischem Soul und im Rausch ertränktem R&B, ergänzt Tesfaye, dass er von letzterem Genre nur die Gesangstechnik übernommen habe: “Die einzige Sache, die in meinem Sound in Richtung R&B geht, ist die Stimme, wenn du mich fragst. Ich bin nun mal mit Leuten wie R. Kelly, Michael Jackson und Prince aufgewachsen. Was jedoch die Produktionen und mein Songwriting angeht, also die Textur, über der ich den Gesang ausbreite, sehe ich die kein bisschen in der R&B-Tradition. Klassischer R&B hatte ja auch nie dieses filmische Element, diese massive Leinwand-Ästhetik, aber genau darum geht’s mir. Auf Kiss Land kann man eher ganz andere und vollkommen unterschiedliche Einflüsse raushören – alles von Portishead bis Stevie Nicks, oder z.B. auch Genesis und Phil Collins.” 
Schon der erste Vorgeschmack auf das neue Album, die Single “Belong To The World”, zeigt, was er damit meint: Über einem satten Maschinengewehr-Beat präsentiert The Weeknd wieder einmal seine einzigartige Falsett-Stimme und eine Hook, die den Zuhörer sofort in eine düster-verführerische Parallelwelt transportiert. Eine Parallelwelt, in die man auch im 8-Minuten-Clip, der unter der Regie von Anthony Mandler in Tokio entstand, unweigerlich hineingezogen wird.
Wie sehr man bei The Weeknd inzwischen von einer eigenen Ästhetik, einem Style, einem Trademark sprechen muss, wirkt umso überraschender, wenn man bedenkt, dass alles erst vor gut zwei Jahren angefangen hat: am 10. März 2011, als Rap-Superstar Drake bei Twitter die Worte “Follow the young king” auf seine eigenen Follower losließ, zusammen mit einem Link zu The Weeknd. Danach ging alles im Zeitraffer: Es folgten drei gefeierte Mixtapes via Tumblr, zahlreiche Gerüchte über diesen jungen König, kaum Fakten, aber Remixes, dann Collabos – und heute hat The Weeknd selbst knapp 1,1 Millionen Twitter-Follower und rund 850.000 Facebook-Fans,  während sein YouTube-Channel über 125 Millionen Views (!) verzeichnet. 
Auch wenn der junge König erst vor wenigen Tagen sein erstes Interview dem Complex Magazine gegeben hat, waren die wichtigsten Fakten über das Mysterium schon kurze Zeit nach dem ersten Mixtape-Release weitestgehend bekannt: The Weeknd heißt eigentlich Abel Tesfaye, geboren 1990 in Scarborough, dem östlichsten Stadtteil Torontos. Nachdem er schon früh auf R. Kelly, Ginuwine, Prince und Michael Jackson stand, war er zunächst unter dem Namen Kin Kane bei Bulleez n Nerdz unterwegs, gründete 2008 die Gruppe The Noise, um im Dezember 2010 seinen jetzigen Künstlernamen anzunehmen.
Nach der Twitter-Message von Drake erschien das Mixtape House Of Balloons, das schon in den ersten drei Wochen über 200.000 Mal heruntergeladen wurde. Die anfängliche Anonymität hat er, wie er kürzlich im besagten Interview berichtete, unbedingt genossen: “Alle wollen heiße Girls sehen, also habe ich mich da rausgehalten und stattdessen einfach heiße Girls in meinen Videos gezeigt. Daraus wurde dann ja sogar ein Trend, und ich hab dieses ganze ‘Enigmatischer Künstler’-Ding einfach mitgespielt, zumindest so gut es ging: Es gab keine Fotos von mir im Netz, kein einziges. Das alles fühlte sich ganz schön durchtrieben an, nur holt einen das Netz dann ja doch irgendwann ein.”
Die beiden nächsten Free Mixtapes, Thursday und Echoes of Silence, folgten mit nur wenigen Monaten Abstand, parallel dazu arbeitete The Weeknd mit Drake an Take Care, machte Remixes für Florence + The Machine oder auch Lady Gaga (“Marry The Night”), und Ende 2011 tauchte er, noch immer ohne Label-Deal dafür aber mit viel Traffic auf seinem Tumblr, bei diversen Medien in den Jahrescharts auf  (z.B. im Guardian, Spin, Stereogum, XXL, Village Voice etc.). Nur ein Jahr nach dem ersten Release wurde er von The Source als „Songbird of his generation" und von MTV USA als „das größte Talent seit Michael Jackson“ gefeiert, während der deutsche Spiegel von „global attraktivem, transzendierendem Pop-Sound (…) für das 21. Jahrhundert“ sprach. Als die drei Mixtapes dann im November 2012 noch einmal als Trilogy neu abgemischt und gemastert in den Handel kamen, war The Weeknd auch schon in der obersten Liga angekommen: Platz 4 der US-Billboard-Charts, Platz 2 der US-iTunes-Charts, abgerundet mit zwei Juno-Awards und weiteren Auszeichnungen…
Doch zurück an jenen Ort, in jene düster-apokalyptische Zone, die The Weeknd mit Kiss Land ersonnen und vertont hat: Als Fan von Filmemachern wie John Carpenter, David Cronenberg und Ridley Scott, hat er laut eigener Aussage „einen Horrorfilm“ erschaffen: “Für mich steht inzwischen sogar der Titel für diesen bedrohlichen Ort. Für einen Ort, an den ich mich noch nie zuvor begeben hatte, den ich selber kaum kenne. Die drei Filmemacher Carpenter, Cronenberg und Scott haben für mich deshalb eine so wichtige Rolle gespielt, weil sie es verstehen, Angst greifbar zu machen. Und genau das ist Kiss Land für mich: Eine Welt, in der ehrliche, ungeschönte Angst ihren Platz hat. Wenn du also die Schreie hörst, die ganzen Horrorreferenzen entdeckst und diese Angst dich überkommt, dann hör' noch etwas genauer hin – weil ich will, dass du genau das fühlst, was ich dabei fühle. Kiss Land funktioniert wie ein Horrorfilm.”
 

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