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Grenzen gelten nicht – neues Yaron-Herman-Album

Yaron Herman by Julien Mignot
16.03.2017
Als Pianist auf technischer und künstlerischer Höhe mit den ganz Großen der Zunft ist Yaron Herman Kennern schon seit Jahren ein Begriff. “Everyday”, sein 2015 erschienenes erstes Album für Blue Note, mehrte seine Bekanntheit und seinen guten Ruf noch. Der Nachfolger “Y” geht jetzt einen Schritt weiter, sprengt musikalische Jazz-Grenzen und bringt Herman mit diversen Gastmusikern zusammen..
“Y” hat Yaron Herman sein neues Album benannt. Und man fragt sich natürlich unwillkürlich, wofür dieser Buchstabe im Titel steht. Vielleicht möchte er sich am Vorbild seines Freundes Matthieu Chedid orientieren, der seine Popstar-Karriere unter dem Pseudonym-Kürzel M betreibt und auf diesem Album in der Nummer “Saisons Contradictoires” als Gast in Erscheinung tritt. Die drei Linien, die den Buchstaben bilden, könnten natürlich auch die Geburt des neuen Trios symbolisieren, das Herman hier mit Bastien Burger, dem Bassisten/Gitarristen der Pariser Indie-Pop-Band The Dø, und Ziv Ravitz, seinem langjährigen Schlagzeuger und musikalischen Alter ego, bildet.
Tatsächlich aber steht das Y vor allem für die Synthese all der Einflüsse, die den 35-Jährigen Pianisten genährt haben. Und diese umfassen Jazz und Klassik ebenso wie Post-Rock und Electro, reichen von Sufjan Stevens über Steve Reich bis hin zu Keith Jarrett. Während Herman auf früheren Alben gelegentlich auf bekannte Hits von The Police, Radiohead, Björk, Leonard Cohen und sogar Britney Spears zurückgriff, schreibt er nun eigene Songs mit Ohrwurm-Qualität, aber auch garantierten Überraschungseffekten. Denn die sind für seine Musik essenziell. “Wenn man weiß, was kommt”, sagt er, “dann ist es nicht mehr länger Jazz.”
“Wenn ich das Y betrachte, dann sehe ich einen Baum”, erklärt Yaron Herman den Titel des Albums und wird philosophisch. “Sein Stamm reckt sich in den Himmel und endet in einer Gabelung. Dort ist es, wo Wachstum und Urteilsvermögen beginnen, aber auch Trennung und Spaltung. Welche Wahl hat man hier also? Vielleicht die zwischen Gut und Böse? Zwischen Laster und Tugend? Man vermutet, dass hier alle Gegensätze und Widersprüche ihren Sitz haben. Doch sollte das Leben wirklich so binär sein? Wie kann man diese Falle der Dualität vermeiden? Eine Lösung wäre, den Baum umzudrehen, um zu seiner anfänglichen Einigkeit zurückzufinden. Das kann man erreichen, indem man künstliche Grenzen ausradiert sowie sogenannte Gegenteile miteinander in Einklang bringt. Ich habe mich entschlossen, auf diesem Album ‘das volle Programm durchzuziehen’, wobei ich einen Ansatz verfolge, den ich schon seit langem kultiviere: Leute mit unterschiedlichen musikalischen Einflüssen, die aber gemeinsame Wurzeln haben, zusammenzuführen. Leute, die ungeachtet stilistischer Unterschiede ein und derselben Familie angehören.”
Zu dieser Familie zählen neben den bereits genannten Partnern auch der französische Electro-Pop-Produzent Dream Koala, der an “Solaire” mitwirkte, und der britische Blues-Rocker Hugh Coltman, der in “The Waker” als Neo-Crooner glänzt. “In einer Welt, in der alles immer mehr fragmentiert zu sein scheint, fällt uns – Musikern, Kreativen, Künstlern aller Art – eine besondere Rolle zu: die Leute zusammenzubringen und Sinn herzustellen”, meint Yaron Herman abschließend. “Und mit diesem Album möchte ich meinen Beitrag dazu leisten: es geht mir dabei um Einigkeit, gemeinsamen Austausch … und Liebe.”

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